News 30. 07. 2012

Russland: „Pussy Riot“-Prozess hat begonnen

Die drei Frauen entschuldigten sich für mögliche Verletzungen religiöser Gefühle. Ministerpräsident Dmitri Medwedew rief zur Gelassenheit auf.

Die Punkband „Pussy Riot“ hatte im Februar in der Erlöserkathedrale in Moskau dafür gebetet, dass Russland von Putin erlöst werden möge. Die drei Frauen im Alter zwischen 22 und 29 Jahren sind wegen Rowdytums angeklagt. Ihnen drohen sieben Jahre Haft. Menschenrechtler, der russisch-orthodoxe Theologe und Diakon Andrej Kurajew sowie ein Verteidiger der Band kritisieren den Prozess als politisch motiviert. Die Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ hat die Musikerinnen als politische Gefangene anerkannt.

„Hooliganismus aus Gründen religiösen Hasses“

In der Anklage geht es um den Vorwurf des „Hooliganismus aus Gründen religiösen Hasses“. Die drei jungen Frauen hätten die Gefühle von Gläubigen grob verletzt. Die Anwälte sehen hingegen höchstens eine Ordnungswidrigkeit. „Die Mädchen hatten keine Waffen und haben nichts zerstört, so wie es für eine Anklage wegen Rowdytums eigentlich nötig wäre“, kritisiert Verteidiger Nikoloai Polosow. - mehr dazu in „Pussy Riot“-Prozess: Diakon kritisiert Vorgehensweise der Anklage

Kirche gespalten

Während auf der einen Seite Geistliche wie Andrej Kurajew die Reaktion des Patriarchats als übertrieben ansehen, fordern andere, wie etwa der prominente Kirchenfunktionär Wsewolod Tschaplin, härteste Strafen für die drei Frauen. „Handlungen, die religiöse Gefühle verletzen, sind sehr, sehr gefährlich. Deshalb gibt es auf der Welt Blutvergießen“, sagt der in Kirchenkreisen als Hardliner bekannte Tschaplin. Er sieht wie unter den Kommunisten einen Generalangriff auf den Glauben, weshalb man mit aller Härte reagieren müsse, so Tschaplin.

„Schadet dem Ruf der Kirche“

Anders sieht das der Geistliche Andrej Kurajew. Er verurteilt die Aktion zwar ebenfalls als nicht hinnehmbar, meint aber, dass das Patriarchat überregiert habe. „Um diese Aktion ins Leere laufen zu lassen, hätte man gegen dieses Szenario handeln müssen. Also entweder einfach nicht beachten. Oder mit christlicher Liebe reagieren“, sagte er unlängst in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die Inhaftierung der Feministinnen schade dem Ruf der Kirche.

Prozess wird zum Politikum

Der Tatbestand der Gotteslästerung sei freilich erfüllt, so Kurajew, man habe sich aber seitens der Kirche nicht an das weltliche Gericht gewandt, sagte er am Freitag (27.Juli) gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur DPA. Der russische Ex-Präsident und derzeitige Regierungschef Dimitri Medwedew mahnte zu Ruhe. Man müsse die Ermittlungen und das Gerichtsurteil abwarten, dann erst sei klar, ob ein Verbrechen begangen worden sei, oder nicht.

Frauen räumen „ethischen Fehler“ ein

Nadeschda Tolokonnikowa (22), Maria Aljochina (24) und Jekaterina Samuzewitsch (29) sitzen indes hinter einer Plexiglaswand im Gerichtssaal. Sie berufen sich auf das Recht auf freie Meinungsäußerung, räumten aber zum Auftakt ihres Prozesses am Montag ein, dass es wohl ein „ethischer Fehler“ gewesen sei, ausgerechnet die Kathedrale als politischen Protestort zu wählen. Sie hätten keinen Christen verletzen wollen, hieß es in ihrer Erklärung. An ihrer Kritik an den zunehmend „autoritären Tendenzen“ in Russland, die Putin und die Kirche unterstützten, hielten sie aber fest.

 

(DPA/APA/Red.)

 

 

 

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