Vatikan-Dokument "dominus jesus" "Wahlkampf" um Papstnachfolge hat begonnen

Vatikanisches Dokument sorgt für Aufregung und Enttäuschung

In einem am Dienstag in Rom vorgelegten Dokument betont der Vatikan die Vorherrschaft der katholischen Kirche vor allen anderen Glaubensgemeinschaften und legt zugleich ein Bekenntnis zum Primat des Papstes ab.

Nur zwei Tage nach der umstrittenen Seligsprechung Papst Pius IX. hat der Vatikan erneut für Aufregung und Irritation gesorgt: "Die einzige Kirche Christi ist verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri (Papst) und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird", heißt es in der neu erschienenen 37-seitigen Erklärung der römischen Glaubenskongregation "Dominus Iesus". Außerhalb der katholischen Kirche gebe es lediglich "Elemente des Kircheseins". Ein schwerer Schlag für die im Laufe der Jahre langsam gewachsene Annäherung zwischen der römisch-katholischen Kirche und den anderen christlichen Kirchen.

Jesus Christus – universaler Erlöser

Scharfe Worte auch gegen die nicht-christlichen Religionen. Verschiedenen anderen religiösen Traditionen könne nicht "ein göttlicher Ursprung oder eine Heilswirksamkeit" zuerkannt werden, steht in dem römischen Dokument geschrieben. "Es kann auch nicht geleugnet werden, dass andere Riten, insofern sie von abergläubischen Praktiken oder anderen Irrtümern abhängig sind, eher ein Hindernis für das Heil darstellen.", ist zu lesen. Andere Religionen ließen einzig "einen Strahl jener Wahrheit" erkennen. Sie enthielten jedoch "Lücken, Unzulänglichkeiten und Irrtümer". "Mit dem Kommen Jesu Christi, des Retters, hat Gott die Kirche für das Heil aller Menschen eingesetzt." Diese Glaubenswahrheit nehme nichts von der Tatsache weg, dass die Kirche die Religionen der Welt mit aufrichtiger Ehrfurcht betrachte, zugleich aber jene Mentalität des Indifferentismus ausschließe, der zur Annahme führe, dass eine Religion gleich viel gelte wie die andere.

Proteste von anglikanischer und evangelischer Kirche

Das Dokument löste heftige internationale Proteste aus. Dass die katholische Kirche den Anglikanern den vollen kirchlichen Charakter abspreche, löste bei dem anglikanischen Primas und Erzbischof von Canterbury, George Carey Bedauern aus. "Die Kirche von England und die weltweite anglikanische Gemeinschaft akzeptieren nicht, dass ihre Ordnung des geistlichen Amtes und ihre Eucharistie in irgendeiner Weise defizitär sein sollen. Sie glaubt von sich selbst, ein Teil der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche Christi zu sein", erklärte Carey britischen Medien zufolge wörtlich. Die vatikanische Erklärung reflektiere nicht ausreichend das "tiefere Verständnis", das während der vergangenen 30 Jahre im ökumenischen Dialog und in gemeinsamer Arbeit erreicht worden sei, kritisierte das anglikanische Oberhaupt. Enttäuschung auch von Seiten der evangelischen Kirche. Die römisch-katholische Kirche und Jesus Christus würden in dem Dokument so nah aneinander gerückt, dass diese Aussagen für andere Kirchen nicht akzeptabel seien, bemerkte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Manfred Kock. Weiters kritisierte er, dass die Kirchen der Reformation für die Erklärung gewissermaßen auf der untersten Stufe der kirchlichen Rangordnung stehe.

Hintergrund der Erklärung: die pluralistische Religionstheologie

Der Hintergrund für das neue vatikanische Dokument rührt schon aus dem Jahre 1996. Die Thesen der sogenannten "pluralistische Religionstheologie", die allen Religionen prinzipiell gleichen Wahrheitsanspruch zuerkennt, waren schon damals dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, ein Dorn im Auge. Bei einem Treffen von lateinamerikanischen Bischöfen und Vertretern der vatikanischen Glaubenskongregation in Guadalajara (Mexiko) hielt Ratzinger damals ein Grundsatzreferat, das einerseits eine nachträgliche Abrechnung mit Tendenzen der Befreiungstheologie war, gleichzeitig aber als neue Gefahrenquelle die Thesen der pluralistischen Religionstheologie ausmachte. Der Relativismus sei das grundlegende Problem des Glaubens der heutigen Zeit geworden, die Idee, dass alle Überzeugungen gleichberechtigt sind, sei als Fundament des demokratischen Staates zu akzeptieren, auf die Theologie sei dieses politisches Axiom jedoch nicht übertragbar, es berge sogar größte Gefahren in sich, betonte Ratzinger in seinem Referat.

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Letztes Update dieser Seite am  11.07.2006 um 10:37