News 16. 03. 2010

Bistum Mainz hatte schon in 80er Jahren Hinweise auf Missbrauch

Im Bistum Mainz hat es bereits in den 80er Jahren Hinweise auf Missbrauch in einem kirchlichen Internat in Bensheim gegeben.

In einem Brief aus dem Jahr 1981 an den damaligen Mainzer Bischof, Kardinal Hermann Volk, habe ein Bewohner des Konvikts sexuellen Missbrauch an ihm und anderen Bewohnern durch den damaligen Heimleiter geschildert, teilte das Bistum Mainz am Dienstag mit. Das Schreiben sei in einem unbeschrifteten Aktenordner entdeckt worden. Es existiere zudem ein Antwortschreiben von Domdekan Hermann Berg als damaligem Leiter des Dezernats Schulen und Hochschulen, in dem der Verfasser des Briefes zu einem Gespräch eingeladen werde. Dieses sei aber nicht zustande gekommen. Über das weitere Geschehen liegt nach Angaben des Bistums kein Schriftverkehr vor. Der Aktenfund wurde demnach der zuständigen Staatsanwaltschaft Darmstadt übergeben. Beim Beauftragten des Bistums für Missbrauchsfälle, Richard Seredzun, seien zudem Informationen eingegangen, dass in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre an das Bistum Mainz Elternbriefe geschickt wurden, die über sexuellen Missbrauch berichten. Dem Bistum lägen solche Briefe allerdings nicht vor.

Konvikt wurde 1981 geschlossen

Das Bistum Mainz hatte vergangene Woche den Missbrauchsverdacht in dem ehemaligen Konvikt in Bensheim bekannt gemacht. Dort soll es bis zum Ende der 70er Jahre zu Misshandlungen und Übergriffen gekommen sein. Unter Verdacht steht unter anderem der frühere Heimleiter, der die Einrichtung von 1973 bis 1979 leitete. Das Knabenkonvikt war ein Internat für Schüler eines Bensheimer Gymnasiums. Das Konvikt wurde 1981 geschlossen.

Missbrauch in Kapuzinerkloster

Am Dienstag wurde in Baden-Württemberg ein weiterer Fall von Kindesmissbrauch bekannt. Betroffen ist das Kapuzinerkloster in Bad Mergentheim. Die Staatsanwaltschaft wurde für die Prüfung eines Missbrauchsfalls eingeschaltet, wie ein Sprecher der Rheinisch-Westfälischen Kapuzinerprovinz in Münster bestätigte. Anfang der 70er Jahre soll ein heute knapp 80 Jahre alter Pater mindestens einen Schüler missbraucht haben. Das Opfer habe sich erst in den vergangenen Tagen gemeldet. Der Beschuldigte sei erst vor zwei Jahren wieder nach Bad Mergentheim versetzt worden. Da es "Auffälligkeiten" gab, sei er seit Jahren von allen seelsorgerischen Diensten entbunden.

Auch ein Internat in Nordrhein-Westfalen betroffen

Auch im katholischen Internat und Gymnasium Haus Overbach in Jülich (Nordrhein-Westfalen) sollen in den 1950er Jahren drei Personen von Ordensleuten sexuell missbraucht worden sein. Die drei Opfer hätten sich später an anderen Privatschulen und Internaten gemeldet, teilte der Schulträger, die deutschsprachige Ordensprovinz der Oblaten des heiligen Franz von Sales (OSFS), in einer Aussendung mit. Die beschuldigten Ordensleute seien Lehrer gewesen und bereits gestorben. "Wir nehmen die Aussagen dieser Opfer sehr ernst und sind bemüht, mit ihnen das Gespräch zu suchen, uns bei ihnen zu entschuldigen für das Leid, das ihnen (...) angetan wurde und ihnen Hilfe anzubieten", hieß es in der Mitteilung. Ein Vertrauensmann soll sich umgehend mit den Opfern in Verbindung setzen. Die Staatsanwaltschaft sei bereits informiert worden.

Verdachtsfälle auch in der evangelischen Kirche

Auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) geht drei Verdachtsfällen auf Kindesmissbrauch nach. In zwei Fällen aus den 80er Jahren geht es um Vorwürfe gegen einen Kirchenmusiker und einen Kindergottesdienstmitarbeiter. Zudem bestätigte der EKHN-Sprecher Stephan Krebs am Montag in Darmstadt den Fall eines pensionierten evangelischen Pfarrers, der früher in Idstein amtierte. Er habe zugegeben, sich vor 20 Jahren auf einer Konfirmandenfreizeit einem 15-Jährigen sexuell genähert zu haben.

 

 

 

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