News 22. 04. 2010 |
Bischof Mixa bietet Papst Rücktritt anDer wegen angeblicher Misshandlung von Heimkindern und Abrechnungsunregelmäßigkeiten in die Kritik geratene Bischof von Augsburg, Walter Mixa, zieht Konsequenzen und tritt zurück.Wie die "Augsburger Allgemeine" am Mittwochabend unter Berufung auf "vertrauenswürdige Personen" berichtete, hat er Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angeboten. Und am Donnerstag kam vom Ordinariat in Augsburg die Bestätigung des Rücktrittsangebots des Bischofs. In einem Brief an das Kirchenoberhaupt habe er auch sein Amt als Militärbischof der Bundeswehr zur Verfügung gestellt. In der Regel wird ein solches Rücktrittsgesuch von der Kirchenführung in Rom angenommen. Rücktritt nahegelegtIn einem außergewöhnlichen Schritt hatte zuvor die Führung der katholischen Kirche Mixa nahegelegt, seine Amtsgeschäfte wenigstens für einige Zeit ruhen zu lassen. Ein Rückzug Mixas sei geeignet, "eine Atmosphäre größerer Sachlichkeit bei den notwendigen und auch von ihm gewünschten Klärungen zu bewirken", hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, noch am Mittwochmittag erklärt. Aus der Politik wurden die Forderungen nach einem schnellen Rücktritt Mixas lauter. Bittet um VerzeihungWie die "Augsburger Allgemeine" weiter berichtete, begründete Mixa sein Rücktrittsgesuch mit einer übergeordneten Verantwortung für sein Bistum. Die öffentlichen Diskussionen um seine Person hätten Priester und Gläubige schwer belastet. Er wolle nun den Weg für einen Neuanfang freimachen. "Alle, zu denen ich ungerecht gewesen sein mag, und alle, denen ich Kummer bereitet habe, bitte ich heute noch einmal um Verzeihung", zitierte die Zeitung den Bischof, der am Sonntag 69 Jahre alt wird. Er wolle an der Aufklärung aller gegen ihn erhobenen Vorwürfe mitwirken. Brutale Brügelei oder nur ein paar Ohrfeigen?Mixa hat inzwischen eingestanden, Heimkinder in seiner früheren Zeit als Stadtpfarrer geschlagen zu haben, nachdem er zunächst jede Gewalt gegenüber Kindern "reinen Herzens" bestritten hatte. Allerdings sprechen die Opfer in eidesstattlichen Versicherungen von brutaler Prügelei, während Mixa nur ein paar Ohrfeigen einräumte. Gelder zweckentfremdet?Vorwürfe, Mixa habe als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in Oberbayern nennenswerte Geldbeträge zum Schaden einer Waisenhausstiftung zweckentfremdet, werden derzeit von einem Sonderermittler und einer Münchner Anwaltskanzlei geprüft. Es geht um überteuerte Kunstwerke und Teppiche, Wein, Möbel, Mixas Bischofsring und ungeklärte Zahlungen, die in Verantwortung von Mixa aus dem Stiftungsvermögen widerrechtlich bezahlt worden sein sollen. Auszeit überlegtDie Affäre um den konservativen Kirchenmann Mixa, der zu den bekanntesten katholischen Bischöfen gehört, hatte der seit Wochen unter dem Missbrauchsskandal leidenden Kirche zusätzlich zugesetzt. Erzbischof Zollitsch hatte Mittwochmittag in Freiburg erklärt, er habe in den vergangenen Tagen - wie auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx - mehrfach mit Mixa gesprochen. Dabei habe man mit Mixa überlegt, "ob eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz hilfreich sein könne", sagte Zollitsch. Dies könne Mixa auch "die Möglichkeit geben, nach sehr erhitzten Wochen neue Kräfte zu sammeln und die Geschehnisse mit mehr Ruhe zu bedenken". Einzigartiger SchrittDer Schritt des obersten Repräsentanten der deutschen Bischöfe gilt als einzigartig in der jüngeren Geschichte des Katholizismus in der Bundesrepublik. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Vorstoß mit dem Vatikan abgestimmt war. Noch bevor das Rücktrittsgesuch bekanntwurde, sagte der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrates, Helmut Mangold, der dpa, eine schnelle Aufklärung der Vorwürfe gegen Mixa wäre ihm lieber gewesen. Die überwiegende Mehrheit der Katholiken im Bistum fordere aber Mixas Rücktritt, er sei kaum mehr zu halten. Der Vorstoß von Zollitsch müsse für Mixa ein "seelischer Schock" sein.
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