News 07. 05. 2010

Vorermittlungen gegen Mixa wegen Verdachts auf sexuellen Missbrauch

Gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa laufen Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft Ingolstadt wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch. Eine Sprecherin des bayerischen Justizministeriums bestätigte am Freitag in München einen entsprechenden Vorab-Bericht der "Augsburger Allgemeinen".

Nach einem Bericht der "Augsburger Allgemeine" wird Mixa verdächtigt, während seiner Zeit als Eichstätter Bischof zwischen 1996 und 2005 einen Jungen missbraucht zu haben. Das mutmaßliche Opfer soll dem Bericht zufolge zum Tatzeitpunkt minderjährig gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft in Ingolstadt teilte lediglich mit, dass Vorermittlungen "in Richtung Dr. Mixa" geführt würden. Über Ziel und Inhalt könne "aus ermittlungstaktischen Gründen" derzeit keine Angaben gemacht werden.

Mixa weist Anschuldigungen zurück

Mixa ließ die Vorwürfe gegenüber der "Augsburger Allgemeinen" durch seinen Anwalt Gerhard Decker bestreiten und kündigte an, eng mit der Ingolstädter Anklagebehörde zu kooperieren. "Mein Mandant weist die jetzt gegen ihn erhobenen Vorwürfe mit aller Entschiedenheit zurück und wird nach Kräften mit der Staatsanwaltschaft Ingolstadt zusammenarbeiten, um den Fall restlos aufzuklären", erklärte Decker nach Angaben der Zeitung. Er bemühe sich derzeit um Akteneinsicht.

Bistum meldete die Verdachtsmomente

Das Augsburg Bistum bestätigte, dass es den Behörden die Verdachtsmomente gegen Mixa gemeldet hatte. "Hinweise, die jetzt gegeben wurden, hat das Bistum Augsburg in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz den zuständigen Stellen zur Kenntnis gebracht und angezeigt", teilte das Bistum am Freitag mit. Laut "Augsburger Allgemeiner" stammen die Vorwürfe gegen den Bischof aus dem "Umfeld" des mutmaßlichen Opfers und wurden von den Missbrauchs-Beauftragten des Bistums an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

Rücktritt nach Prügelvorwürfen

Bischof Mixa hatte nach wochenlanger Kritik am 21. April dem Vatikan seinen Rücktritt angeboten. Ihm war zuvor in mehreren eidesstattlichen Versicherungen vorgeworfen worden, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen (1975-1996) Heimkinder brutal mit der Faust und einem Stock geschlagen zu haben. Der Bischof hatte die Prügel-Vorwürfe zunächst geleugnet und erklärt, er versichere "reinen Herzens", niemals Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ausgeübt zu haben. Später hatte er dann doch Schläge eingeräumt und für alle Fehlleistungen um Verzeihung gebeten.

Zollitsch forderte Mixa zu vorübergehendem Amtsverzicht auf

Zusätzlich wird Mixa vorgeworfen, eine namhafte Summe von Stiftungsgeldern zweckentfremdet zu haben. Ein Sonderermittler hatte Ende April die Öffentlichkeit informiert, dass in Mixas Verantwortung große Geldbeträge aus dem Stiftungsvermögen der Schrobenhausener Waisenhausstiftung für zweifelhafte Antiquitäten, Wein, Teppiche, Einrichtungsgegenstände und ein kaum benutztes Solarium für das Kinderheim gezahlt worden sind. Mixa hatte zunächst erklärt, er habe es mit der "finanziellen Zuordnung" für diese Gegenstände nicht so genau genommen und später eine Münchner Rechtsanwaltskanzlei zur Prüfung der Vorgänge eingesetzt. Nach bundesweiten Rufen nach einem Rücktritt Mixas hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, Mixa öffentlich zu einem vorübergehenden Amtsverzicht aufgefordert - ein bisher einmaliger Fall in der jüngeren Geschichte des Katholizismus in Deutschland. Noch am selben Tag hatte Mixa dann dem Vatikan in Rom sein Rücktrittsgesuch zugestellt. Damit wolle er Schaden von der Kirche abwenden und einen Neuanfang ermöglichen, hieß es in dem Schreiben.

Benedikt XVI. hat das Rücktrittsgesuch noch nicht angenommen

Der Vatikan hat sich zu Mixas Rücktrittsgesuch bislang nicht geäußert. Ende April war Zollitsch mit dem Vorsitzenden der bayerischen Bischofskonferenz, Münchens Erzbischof Reinhard Marx, zu einer Papstaudienz nach Rom gefahren, um mit dem Papst Einzelheiten über den Fall Mixa zu beraten. Dessen Rücktrittsgesuch sollte dem Vernehmen nach gründlich geprüft werden. Die letzte Entscheidung liegt dann bei Benedikt XVI. Ein Bischof ist erst dann autorisiert, sein Amt niederzulegen, wenn der Papst entsprechend entschieden hat.

Ruf nach schneller Entscheidung Roms

Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" bekräftigte am Freitag ihre Forderung an den Vatikan, schnell über das Rücktrittsangebot Mixas zu entscheiden. "Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner nannte das Bekanntwerden der Ermittlungen gegen Mixa "eine schockierende Nachricht" für alle deutschen Katholiken. Der Fall sei längst keine Augsburger Angelegenheit mehr, sondern werfe dunkle Schatten über die gesamte katholische Kirche in Deutschland.

 

 

 

Weitere News zum Thema:

- 29. 04. 2010: Deutsche Bischöfe wegen Mixa beim Papst

- 27. 04. 2010: Deutsche Bischofskonferenz will stärker auf Missbrauchsopfer eingehen

- 26. 04. 2010: Deutsche Bischöfe beraten über neue Missbrauchs-Leitlinien

- 23. 04. 2010: Deutschland: Runder Tisch gegen Kindesmissbrauch

- 22. 04. 2010: Bischof Mixa bietet Papst Rücktritt an

 

 

 

 

 
zum Seitenanfang Seitenanfang