News 31. 07. 2006

Kardinal Sfeir: Massaker von Kana ist ein Kriegsverbrechen

Nach dem folgenschweren israelischen Luftangriff auf das südlibanesische Dorf Kana, bei dem mindestens 60 Zivilisten ums Leben kamen, hat der maronitische Patriarch von Antiochien, Kardinal Nasrallah B. Sfeir, erneut einen Waffenstillstand und die Einrichtung humanitärer Korridore gefordert.

Bei einem Gottesdienst in der nordlibanesischen Patriarchatsresidenz Dimane erinnerte Kardinal Sfeir daran, dass Kana schon einmal Schauplatz eines verheerenden israelischen Angriffs war. Im Jahr 1996 trafen israelische Granaten Baracken der UNO-Beobachtermission UNIFIL. Damals wurden 105 Menschen getötet, mehrheitlich Flüchtlinge.

"Unser Volk liegt in Agonie"

Bei dem Gottesdienst forderte Kardinal Sfeir, wie "Kathpress" unter Berufung auf die katholische Nachrichtenagentur "AsiaNews" meldet, einen unverzüglichen Waffenstillstand. Wörtlich sagte Sfeir: "Der Libanon ist nicht weiter in der Lage, all das auszuhalten. Unser Volk liegt in Agonie, während die Welt sich das anschaut. Das Verbrechen von Kana muss von allen verurteilt werden". Der Kardinal wiederholte seine Forderung nach Einrichtung von humanitären Korridoren. Das menschliche Leben müsse geachtet werden. "Jedes ist ein Geschenk Gottes", mahnte Sfeir.

"Kriegsverbrechen"

Wie die Zeitung "L'Orient-Le jour" am Montag berichtete, forderte Sfeir in der Predigt auch, dass nach dem Waffenstillstand "eine radikale politische Lösung" durchgesetzt wird. Das Massaker von Kana qualifizierte der Kardinal als Kriegsverbrechen. Man habe auf das Leben gezielt und gesehen, dass es schuldlose Kinder waren. Selbst in Kriegen müsse es Schutz für Kinder und Zivilisten geben, betonte der Patriarch.

Keine Worte für das Grauen

In einem Gespräch mit dem maronitischen Parlamentsabgeordneten Georges Adwan sagte Kardinal Sfeir laut Adwan über den Angriff auf Kana: "für das Grauen, das wir empfinden, keine Worte". Das Kirchenoberhaupt der mit Rom unierten größten christlichen Konfession des Landes forderte die Libanesen dazu auf, sich geschlossen hinter ihre Regierung und die "mutigen Positionen" von  Ministerpräsidenten Fouad Siniora zu stellen.

Bischof: Friede lässt sich nicht erkämpfen

Für den evangelisch-lutherischen Bischof für das Heilige Land, Munib Younan, besteht die einzige Möglichkeit zur Beendigung aller Militäraktionen und zur Verhinderung des Verlustes weiterer Menschenleben darin, über das ungelöste und drängende Kernproblem - den israelisch-palästinensischen Konflikt - zu verhandeln. Die derzeitigen Kriegshandlungen könnten zu nichts anderem führen als zu weiterer Zerstörung, Angst, Hass, Wut und Vergeltung. "Wir müssen den Gedanken von uns weisen, dass wir Frieden und Sicherheit erkämpfen können. Das können wir nicht", betonte er in seinem Hirtenbrief unter dem Leitwort: "Es ist an der Zeit, dass sich alle von Hass und Rache abwenden und nach Recht trachten".

 

 

 

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