News 04. 03. 2009

Lefebvrianische Bischöfe lehnen Zweites Vaticanum weiter ab

Die vier lefebvrianischen Bischöfe, deren Exkommunikation der Papst aufgeboben hat, lehnen das Zweite Vatikanische Konzil weiter ab. Dies haben sie nach eigenen Angaben dem Papst auch geschrieben. Deutscher Erzbischof Zollitsch sieht eine „Gefahr für die Einheit der Kirche“.

Die vier lefebvrianischen Bischöfe, deren Exkommunikation Papst Benedikt XVI. aufgehoben hat, lehnen die Entscheide des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) ab. Es handle sich bei den Konzils-entscheiden um "Lehren, die im Gegen-satz stehen zum immerwährenden Lehramt der Kirche", heißt es im Dank-schreiben der vier Bischöfe an den Papst. Der Brief mit Datum vom 29. Jänner wurde jetzt in der Zeitschrift der franzö-sischen "Pius-Bruderschaft" - "Fideliter" - exklusiv im Wortlaut abgedruckt. Wann oder ob er im Vatikan eingegangen ist, bleibt unklar. Es solle sobald wie möglich der Dialog mit den Repräsentanten des Vatikans aufgenommen werden, heißt es in dem Brief der vier lefebvrianischen Bischöfe. Auf diesem Wege hoffe man, "dem Heiligen Stuhl dabei zu helfen, das richtige Mittel gegen den Glaubensverlust im Innern der Kirche zu finden".  

Zollitsch: Gefahr für die Einheit der Kirche

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sieht in dem Streit um den Umgang mit der "Pius-Bruderschaft" eine Gefahr für die Einheit der Kirche. Es drohe "ein Riss in der katholischen Kirche in Deutschland", sagte Zollitsch dem "Hamburger Abendblatt" vom Dienstag. Viele Gläubige befürchteten, dass die Kirche sich hinter das Zweite Vatikanische Konzil zurückbewegen könnte. Daher müsse die Botschaft der Deutschen Bischofskonferenz sein, dass "wir den Weg des Konzils gemeinsam fortsetzen werden".

Bedenken nachvollziehbar

Zollitsch bekräftigte die Solidarität der deutschen Bischöfe mit dem Papst und räumte zugleich ein, er könne die Bedenken der Katholiken über die Linie des Vatikans nachvollziehen. Die Sorgen seien aber "sachlich völlig unbegründet". Das Handeln des Papstes sei von dem Albtraum geleitet, dass der Bruch mit den Lefebvrianern während seiner Amtszeit endgültig werde. Im Fall "Pius-Bruderschaft" mahnte Zollitsch insgesamt zur Eile. Die "öffentliche Diskussion und die Betroffenheit, die durch die Kirche geht, legen nahe, dass man das nicht auf die lange Bank schieben darf", betonte er.

Beratung der Bischofskonferenz

Die deutschen Bischöfe beraten bei ihrer bis Donnerstag anberaumten Frühjahrs-Vollversammlung in Hamburg intensiv auch über die "Pius-Bruderschaft". "Die Äußerungen, die bisher von der 'Pius-Bruderschaft' gekommen sind, genügen keineswegs. Sie sind für mich sehr enttäuschend", sagte Zollitsch am Rande der Bischofskonferenz. Wenn es für die "Pius-Brüder "einen Weg in der katholischen Kirche" geben solle, müssten sie sich ganz klar zum Zweiten Vatikanischen Konzil und der Autorität des Papstes bekennen. Darüber müsse nun mit der Bruderschaft gesprochen werden. Allerdings würden die bisherigen Äußerungen kaum Anlass zur Hoffnung geben, dass die Lefebvrianer einlenken. "Dann wäre die Folge, dass tatsächlich festgestellt wird, sie gehören nicht dazu. Die Exkommunikation tritt wieder in Kraft", erläuterte der Bischof.

Genügt nicht für Rehabilitierung

Über Richard Williamson sagte Zollitsch, der lefebvrianische Bischof habe sich zwar entschuldigt, aber seine Äußer-ungen weder bedauert noch dafür um Verzeihung gebeten: "Das genügt keineswegs für eine Rehabilitierung dieses Mannes".

Kritik in Rom vorbringen

Bei seiner in der kommenden Woche anstehenden Rom-Reise - die seit langem vereinbart war - will der Vorsitzende der Deutschen Bischofs-konferenz nach eigenen Worten auch Kritik am Vorgehen des Vatikans vorbringen: "Ich werde die Fragen der Kommunikation ansprechen und zu prüfen bitten, wie man künftig Schäden verhindert oder begrenzen kann". Die Mitglieder des deutschen Episkopats bedauerten einhellig, dass die Exkom-munikation der vier lefebvrianischen Bischöfe zurückgenommen worden sei, ohne vorher die Bischöfe dazu zu informieren oder zu konsultieren.

Thissen: Katholiken tief verunsichert

Im Streit um die "Pius-Bruderschaft" hat sich der Hamburger Erzbischof Werner Thissen für einen gemeinsamen Brief der deutschen Bischöfe an die Pfarrge-meinden ausgesprochen. Die Katholiken seien tief verunsichert, sagte er am Dienstag in Hamburg am Rande der Frühjahrsvollversammlung der Deutsch-en Bischofskonferenz. In dem Schreiben sollten die Bischöfe noch einmal unter-streichen, dass das Zweite Vatikanische Konzil nicht zur Disposition stehe.

"Peinliche Situation"

Die 68 katholischen Bischöfe hatten am Dienstagmorgen über die Ereignisse im Zusammenhang mit den Lefebvrianern beraten. Dabei seien sie in ihrer Einschätzung "sehr nah beieinander" gewesen, so der Erzbischof. Die Bischöfe müssten jetzt schnell reagieren, um die für sie "außerordentlich peinliche Situation" wieder zu normalisieren. Von der "Pius-Bruderschaft" erwartet Thissen nicht nur eine Entschuldigung, sondern eine "Bekehrung". Sie müssten sich eindeutig zum Konzil bekennen.

 

 

 

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