News 30. 03. 2010

Deutsche katholische Kirche startet Hotline für Missbrauchsopfer

Die katholische Kirche in Deutschland hat ihre Beratungs-Hotline für Missbrauchopfer in kirchlichen Einrichtungen vorgestellt. Die Kirche wolle damit die Opfer ermutigen, sich bei aktuellen oder verjährten Fällen zu melden, erklärte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, am Dienstag in Trier.

Bischof Ackermann betonte vor Journalisten in Trier, mit der Hotline wolle die Kirche die Opfer ermutigen, sich zu melden, gleich ob es sich um verjährte oder um aktuelle Fälle handle. "Wir wollen ansprechbar sein, wollen wissen, was erlitten wurde und den Betroffenen bei der Aufarbeitung beistehen", sagte der Bischof. Die Kirche werde alles ihr Mögliche tun, dass sich sexueller Missbrauch in ihren Einrichtungen nicht wiederhole. An die Täter appellierte Ackermann, sich zu ihren Taten zu bekennen. Nur so öffne sich der Weg zu Wahrheit und Versöhnung.

Hotline soll ein "Türöffner" sein

Trägerin der Hotline ist die Deutsche Bischofskonferenz. Sie führt sie in Zusammenarbeit mit der Lebensberatung in der Diözese Trier durch. Der Leiter des Arbeitsbereichs Beratungsdienste in der Diözese Trier, Andreas Zimmer, sagte bei der Vorstellung der Hotline, die Beratungen folgten dem Grundsatz, dass die Kontrolle über das je weitere Vorgehen bei den Anrufern bleibe. "Wir wollen Türöffner sein und die Anrufer ermutigen, den nächsten Schritt zu gehen", so Zimmer.

Bald Entscheidung über Opferfonds

Ackermann kündigte an, innerhalb eines Monats über eine mögliche Einrichtung eines "Opferfonds" zu entscheiden. Dies sei "eine schwierige Frage", weil sich auch Menschen "unberechtigt" melden könnten, um "eine gewisse Summe" zu bekommen. Die Kirche dürfe zudem mit einem Fonds nicht das Signal geben, dass sie sich "frei kaufen" wolle. Den Schaden könne man ohnehin "nicht mit Geld wegnehmen".    

Anzeige nur mit Einverständnis der Opfer

Zu dem Vorstoß der bayerischen Bischöfe, eine Anzeigepflicht bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch einzuführen, sagte Ackermann: "Ich sehe diese Frage differenzierter." So wollten manche Opfer eine strafrechtliche Verfolgung gar nicht.

 

 

Info:

Die kostenlose Hotline für Missbrauchsopfer ist aus Deutschland unter der Telefonnummer 0800-1201000 zu erreichen, aus Österreich unter 0049800-1201000. Anrufer können anonym bleiben.

Nähere Informationen gibt es im Internet unter:
www.hilfe-missbrauch.de

 

ORF TVthek:

- Missbrauchsfälle - Täglich neue Enthüllungen

 

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