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News 02. 04. 2010 |
Deutscher Sonderbeauftragter für Verschärfung kirchlicher LeitlinienDer Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Missbrauchsfälle, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, hat sich für eine Verschärfung der kirchlichen Leitlinien ausgesprochen. "Wenn es einen Missbrauchsfall gibt, muss ein forensisches Gutachten über den Täter erstellt werden, egal, ob der Fall verjährt ist oder nicht. Das müssen wir unbedingt in die Leitlinien der Bischofskonferenz aufnehmen", sagte Ackermann dem Berliner "Tagesspiegel" (Samstagsausgabe).Zu der von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) geforderten Anzeigepflicht bei der Staatsanwaltschaft äußerte sich Ackermann zurückhaltend. "Das werden wir diskutieren müssen", sagte der Bischof. Er selbst rate zur Vorsicht. Ein Prozess könne eine zu große Belastung für die Opfer werden, um deren Interessen aber müsse es jetzt vor allem gehen. "In früheren Jahrzehnten haben wir versucht, den Ruf der Kirche zu schützen, indem wir die Täter zu sehr geschützt haben. Besteht nicht die Gefahr, dass wir jetzt auch wieder vor allem auf unser Image schauen?" Kirche will Fälle nicht vor der Justiz geheimgehaltenAckermann betonte gleichzeitig, das sogenannte päpstliche Geheimnis, das in einem vatikanischen Schreiben von 2001 unter anderem für Missbrauchsfälle gefordert wird, bedeute nicht, dass solche Fälle vor der staatlichen Justiz geheimgehalten würden: "Die Geheimhaltungspflicht besagt nur, dass das kirchliche Verfahren mit größter Diskretion behandelt werden muss", sagte der Bischof. Das sei "selbstverständlich". "Wir beanspruchen keinen Rechtsraum für uns, der mit der staatlichen Rechtsprechung konkurrieren würde." Missbrauch ist keine Folge der "sexuellen Revolution"Der Bischof trat gleichzeitig der Auffassung entgegen, die Liberalisierung der Nach-1968-Jahre sei für Missbrauch verantwortlich. Die jetzt bekanntgewordenen Taten reichten bis in die 50er Jahre zurück, "für den Missbrauch an Kindern und Jugendlichen können wir die sexuelle Revolution nicht verantwortlich machen. Verantwortlich sind die Täter. Vielleicht kann man es so sagen: Päderasten finden in jeder Moral ihre Wege, um zum Ziel zu kommen." Der Augsburger Bischof Walter Mixa hatte in der Debatte um Missbrauch durch Priester und Ordensleute von einer Mitschuld der "sogenannten sexuellen Revolution" und der "zunehmenden Sexualisierung der vergangenen Jahrzehnte" gesprochen.
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