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News 27. 07. 2006 |
Beiruter Erzbischof: "Hier tobt ein Stellvertreterkrieg"Im Nahen Osten wird es, "solange Palästinenser kein Recht auf einen überlebensfähigen eigenen Staat haben", keinen Frieden geben; das betonte der maronitisch-katholische Erzbischof von Beirut, Paul Matar. Die "Konferenz Europäischer Kirchen" fordert einen raschen Waffenstillstand und Sicherheitskorridore für humanitäre Hilfe im Libanon.Bischof Matar sieht im Konflikt zwischen Israel und dem Libanon einen Stellvertreterkrieg. Der Libanon sei eine "Arena", in der die USA, Israel, Syrien und der Iran ihren Kampf ausfechten, sagte Matar im Gespräch mit der Zürcher Tageszeitung "Blick", wie "Kathpress" meldet. Das zentrale Problem sei Palästina. "Solange die Palästinenser kein Recht auf einen überlebensfähigen eigenen Staat haben, solange wird es keinen Frieden geben", betonte der Erzbischof. "Der Libanon ist tot"Erzbischof Matar warf Israel vor, "seit mehr als 20 Jahren" Libanesen gefangen zu halten. Ohne diese Ungerechtigkeiten würde die schiitische Hisbollah die Legitimation für ihren bewaffneten Kampf verlieren. Neben internationaler humanitärer Hilfe forderte Erzbischof Matar größeren diplomatischen Druck für einen Waffenstillstand. Dieser sei notwendig, weil ein Großteil der Infrastruktur des Landes und die Verwaltung zusammengebrochen seien. "Der Libanon ist tot", so Matar wörtlich. Europäische Kirchen fordern WaffenstillstandEinen raschen Waffenstillstand und Sicherheitskorridore für humanitäre Hilfe im Libanon verlangt die "Konferenz Europäischer Kirchen" (CEC). Auch müssten "alle Gefangenen der Region" freigelassen werden, erklärte CEC-Generalsekretär Colin Williams am Mittwoch in Genf laut "Kathpress". Die Freilassungen seien ein wichtiger Schritt zum Ende der Gewalt. Libanon als "Geisel"Seit dem Beginn der Auseinandersetzungen vor zwei Wochen sei die Bevölkerung des Libanon als Geisel genommen worden, heißt es in der Erklärung der CEC wörtlich weiter. "Hizbollah" und "Zahal" (die israelische Armee) seien für die Gewalt verantwortlich. Angesichts von rund einer halben Millionen Flüchtlingen müsse verhindert werden, dass deren humanitäre Situation völlig außer Kontrolle gerate, wird in der CEC-Erklärung betont. Alle Mitgliedskirchen der Konferenz seien gefragt, bei ihren jeweiligen nationalen Regierungen Druck auszuüben, damit eine diplomatische Lösung gelinge. Der CEC gehören rund 125 orthodoxe, protestantische, anglikanische und altkatholische Kirchen aus Europa an. Weltkirchenrat ruft zum Gebet aufDer Generalsekretär des Weltkirchenrats (ÖRK), Pfarrer Samuel Kobia, hat die Mitgliedskirchen aufgefordert, für alle zu beten, die unter der Nahostkrise leiden, Hilfsappelle zu unterstützen und sich für Gerechtigkeit unter den Staaten und Völkern der Region auszusprechen. In einem Hirtenbrief an die ÖRK-Mitgliedskirchen in Europa, Nordamerika und im Nahen Osten lädt Kobia die Kirchen ein, sich vor Gott zu versammeln "und die Verluste von Menschenleben und die Zerstörung der Häuser und Lebensgrundlagen zu beklagen" und "für die Sicherheit und das Wohlergehen aller Gemeinschaften im Nahen Osten zu beten - Muslime, Christen und Juden". Druck auf Politik ausübenKobia machte sich die Aufrufe der Kirchen in der Region zu eigen und forderte die Mitgliedskirchen des Rates dringend auf, sich in Sachen Nahost zu Wort zu melden. Insbesondere müsse massiver Druck auf die Regierungen der USA, der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und Russlands ausgeübt werden. Die Kirchen sollten sich für einen sofortigen Waffenstillstand und den Schutz der Zivilbevölkerung einsetzen, so Kobia. Es gehe aber auch um die Freilassung oder ordentliche Gerichtsverfahren für alle Inhaftierten sowie um die "multilaterale Umsetzung lang verzögerter Resolutionen des UN-Sicherheitsrates". Der Weltkirchenrat ist ein Zusammenschluss von mehr als 340 protestantischen, anglikanischen, orthodoxen, altkatholischen und anderen christlichen Kirchen, die insgesamt rund 600 Millionen Gläubige repräsentieren.
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