News 17. 03. 2010

Missbrauch: Vierter Verdachtsfall in der Steiermark

Ehemalige Zöglinge des seit einiger Zeit geschlossenen Kapuziner-Seminars St. Lorenzheim in der Grazer Heinrichstraße haben gegen einen früheren Pater des Hauses den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs erhoben, berichtet die „Kleine Zeitung“.

Wie die "Kleine Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe) berichtete, dürften die Vorfälle in dem seit einiger Zeit geschlossenen Kapuziner-Seminars St. Lorenzheim in der Grazer Heinrichstraße die Jahre 1960 bis 1967 betreffen. Der Geistliche soll nachts die Burschen mit der Hand unsittlich berührt haben. Er weise die Vorwürfe zurück, heißt es in dem Bericht. Der Fall ist der vierte aktuell aufgetauchte in der Steiermark.

Übergriffe im Kapuziner-Heim

Die Diözese Graz-Seckau habe auch erst aus der Zeitung von dem Verdacht erfahren, da das Kapuziner-Heim, in dem die Übergriffe passiert sein sollen, um die Zuständigkeit des Ordens handelte, der nicht der Diözese unterstellt ist, meinte Sprecher Georg Plank. Trotzdem gehe man den Vorwürfen nach. Ein Zögling berichtete jedenfalls, dass er damals zehn Jahre alt gewesen und der Pater nachts an sein Bett gekommen sei.

Nicht reagiert

Das Opfer habe den älteren Kindern davon erzählt und diese hätten sich auch an den Pater Rektor gewandt. Der habe dann gemeint, dass sich die Kinder beruhigen sollten und dass er die Vorgänge an den Ordenoberen in Wien melden werde. Geschehen sei letztlich nichts. Stattdessen sei den Burschen erklärt worden, dass die Erzieher nun mal nachsehen müssten, ob ins Bett genässt wurde.

Tagebuchaufzeichnungen

Ein anderer ehemaliger Zögling könne die Vorwürfe auch mit Aufzeichnungen in Form seines Tagebuchs untermauern, heißt es in dem Bericht weiter. Der beschuldigte Pater, er lebt seit Jahren in einem steirischen Kapuzinerkloster, weise die Schuld von sich. Er habe nichts getan, habe aber gehört, dass es einen mittlerweile verstorbener Mitbruder betreffe. Außerdem habe er noch gemeint, dass "ein Bub einmal selber so etwas anfangen wollte".

Vorwüfe werden geprüft

Bei den drei anderen Fällen, in denen Dienstfreistellungen von Pfarrern geprüft wurden, wolle man seitens der Diözese am Sonntag in die betreffenden Gemeinden fahren, um aufzuklären. Während in einem Fall der Geistliche bereits zurückgetreten ist, würden die beiden anderen Vorwürfe noch geprüft, so Plank.

 

 

Link:

- Diözesane Ombudsstellen für Opfer sexuellen Missbrauchs in der röm.-kath. Kirche

 

ORF TVthek:

- Missbrauchsfälle - Täglich neue Enthüllungen

 

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