News 29. 03. 2010

Reaktionen auf Klasnic-Ernennung: Lob und Zweifel

Sehr unterschiedlich fielen die Reaktionen auf die Einsetzung der Kommission zur Klärung der Missbrauchsfälle und die Ernennung von Waltraud Klasnic zur Vorsitzenden der Kommission aus.

Für den Herausgeber der kritischen Zeitschrift "Kirche In", Pfarrer Rudolf Schermann, ist die Einsetzung der Kommission unter Klasnic "der typische Versuch, die ganze Sache auf eine ungefährliche Schiene zu stellen". Man könne von der durch Kardinal Christoph Schönborn eingesetzten Opferbeauftragten, die kirchlich sehr eingebunden sei, keine Unabhängigkeit erwarten. "Für mich ist Klasnic strikt abzulehnen", so Schermann, der sich vor allem wünscht, mehr auf die Missbrauchsopfer zu hören. Deren Vertreter sollten etwa in die Kommission eingebunden werden. Zum Vorsitz meint der Publizist: "Es wäre mir am liebsten, wenn ein objektiver Atheist diese Rolle übernehmen würde."

"Wir sind Kirche": Ernennung der Kommission ist ein Schritt

Der Vorsitzende der Basisbewegung "Wir sind Kirche", Hans Peter Hurka, sieht in Klasnics Wahl einen "Schritt, der ein Stück weit hinausführt aus dem engeren Kreis der Kirchenleitung". Trotzdem weiß der Kirchenkritiker nicht, warum sich die ehemalige Landeshauptfrau gerade für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle auszeichne. Ein Erfolg der Kommission werde zum einen davon abhängen, wer im neuen Gremium Platz vertreten ist, zum anderen müsse man einen klaren Arbeitsauftrag definieren. Hurka ist neben der Aufarbeitung der bekannten und teilweise Jahrzehnte zurückliegenden Fälle wichtig, dass nun ein "Status quo" erstellt werde. Ein Schwerpunkt müsse aber auch auf Prävention gelegt werden, Reformmaßnahmen in der Kirche seien unumgänglich.

Kohlmaier lobt Klasnic

Am meisten Freude über Klasnic herrscht bei Ex-Volksanwalt Herbert Kohlmaier von der "Laieninitiative". "Ich glaube schon, dass es ein guter Schritt ist. Ich kenne Klasnic seit vielen Jahren. Sie ist couragiert und korrekt." Der ehemalige ÖVP-Politiker erwartet sich viel von seiner Parteikollegin, vor allem, dass "Pauschalverurteilungen", die gegen die Kirche gerichtet sind, nun abnehmen. Auch bei der Besetzung der Kommission vertraut Kohlmaier Klasnic. Lob gibt es aber auch für Schönborn: "Er geht hier den Weg der Aufklärung."

Opfer-Plattform bezweifelt die Unabhängigkeit der Kommission

Nicht zufrieden mit der Einsetzung der Kommission ist die "Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt", die vor allem die Unabhängigkeit der angekündigten Stelle infrage stellt. Für die "Plattform" ist es zwar "grundsätzlich ist positiv", dass Kardinal Christoph Schönborn offensichtlich einsehe, dass die kircheneigenen "Ombudsstellen" die Vorfälle nicht aufklären könnten und diese bei den Betroffenen kein Vertrauen finden würden, die nun angekündigte Kommission könne aber keine wirklich kirchenunabhängige und staatliche Aufklärung ersetzen. "Denn Klasnic wird von Bischöfen eingesetzt, von der Kirche bezahlt und unterliegt damit natürlich letztlich auch deren Anweisungen."

 

  

 

Link:

- Diözesane Ombudsstellen für Opfer sexuellen Missbrauchs in der röm.-kath. Kirche

 

ORF TVthek:

- Missbrauchsfälle - Täglich neue Enthüllungen

 

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