Menschenbilder Menschenbilder Menschenbilder Menschenbilder

Archiv-Menschenbilder

1998, 1999, 2000, 2001, 2002

2002

01. 12. 02 "Mit Mozart durch die Wüste" - Marlene J. Norst

24. 11. 02 "Abschied vom Wort" - Der Schriftsteller Eugène Ionesco. Eine Erinnerung
17. 11. 02
"Man lässt immer ein Stück seiner selbst zurück" - Botschafter Michael Weninger
10. 11. 02
"Das Theater rettet mich" - Die Schauspielerin Andrea Jonasson

03. 11. 02 "Aus Liebe zu Mexiko!" - Bruno Schwebel

27. 10. 02 "Was für ein Stoff!" - Die Kostüm- und Bühnenbildnerin Maxi Tschunko
20. 10. 02 "Von Beruf Bronner" - Gerhard Bronner zum 80. Geburtstag
13. 10. 02
"Ein souveräner Europäer" - Otto von Habsburg
06. 10. 02
"Die roten Spieler" - Der Musikpädagoge und Komponist Erwin Weiss

29. 09. 02 „Ich war immer zwischen Ost und West“ - Ina Meiksinaitė
22. 09. 02 "Mein Leben ist bestimmt von Naturstudien" - Der Maler Josef Mikl
15. 09. 02
„Die Frau Bockerer“ – Die Schauspielerin  Hilde Sochor
08. 09. 02
„Es gibt ein Leben vor dem Tod“ – Wolf Biermann 
01. 09. 02
“Ich ging durchs Feuer und brannte nicht” – Edith Hahn Beer

25. 08. 02 „Mutter Courage“ – Gisela May
18. 08. 02 „Wie spielt man ein Geheimnis?“ – Gert Voss
11. 08. 02
"Das zweite Leben" - Der Regisseur und Schauspieler Bernhard Wicki
04. 08. 02
„Vision und Gedächtnis“ - Die Theologin Dorothee Sölle

28. 07. 02 „Der neue Mensch wird ein hörender sein...“ – Joachim-Ernst Berendt
21. 07. 02
„Mein Großvater und ich“ – James Krüss

14. 07. 02 „Lob des Lebens“ – Albrecht Goes
07. 07. 02
„Ich will Geschichten erzählen“ – Axel Corti

30. 06. 02 "Um Schwammerl zu finden, musst ein Teil des Waldes werden" - Der Jazzmusiker Josef Erich Zawinul
23. 06. 02
"Gespräche aus der Stille" - Die Konfliktforscherin Susanne Jalka
16. 06. 02 "Das Glück zu lieben" - Die Schauspielerin Margarete Fries
09. 06. 02
"Ich bin ein maximaler Optimist" - Otto Baric

02. 06. 02 "Der Mantel meines Vaters" - Erwin Rennert

26. 05. 02 "Bücher, Pfeife, Segelboot" - Michael Birkmeyer
19. 05. 02 "Nylons, Jazz und Chesterfield" - Louise Martini
12. 05. 02 "Die Not ist weiblich" – Doris Allgäuer
05. 05. 02 "Es war halt so bestimmt" – Elly Frankl

28. 04. 02 "Zwischentöne" – Der Schauspieler und Chansonnier Michael Heltau
21. 04. 02 "Das Antlitz Mensch" – Marie-Louise Roth
14. 04. 02
"Der rote Matrose" – Jewgenija Kazewa

07. 04. 02 "Montierte Zeit" – Heimo Widtmann

31. 03. 02 "Die Liebe ist älter als wir" – Vom Leben mit Gedichten
24. 03. 02 "Trotzdem ein Mensch der Hoffnung" - In memoriam Luise Rinser 
17. 03. 02 
"Stilvoll leben" – Die Architektin Anna Lülja Praun 
10. 03. 02 "Geliehenes Glück" – Die Psychologin Julia Onken
03. 03. 02
"Zwischenwelten" – Der Psychoanalytiker John S. Kafka 

24. 02. 02 "Wir müssen uns erinnern können!" – Menschenbilder auf CD
17. 02. 02 "Über die Kräfte des Alters" – Der Soziologe Leopold Rosenmayr 
10. 02. 02 "Der Schneidermeister und der Tourengeher" – Anton Lang und Gustav Meßmer 
03. 02. 02 "Die beste und liebenswürdigste Geschichtenerzählerin der Welt" – In memoriam Astrid Lindgren 

27. 01. 02 "Die Aufgeburt des Wassers" – Hanna Ghosh 
20. 01. 02 "Es tut weh, also bin ich" – Arnold Stadler 
13. 01. 02 "Reinelde –Eine Frau aus dem Bregenzer Wald"
06. 01. 02 "Aller Anfang ist leicht" - Der Arzt und Psychotherapeut Wolf Büntig

2001

30. 12. 01
23. 12. 01
16. 12. 01
09. 12. 01
02. 12. 01

25. 11. 01
18. 11. 01
11. 11. 01
04. 11. 01

28. 10. 01
21. 10. 01
14. 10. 01
07. 10. 01

30. 09. 01
23. 09. 01
16. 09. 01
09. 09. 01
02. 09. 01

26. 08. 01
19. 08. 01
12. 08. 01
05. 08. 01

29. 07. 01
22. 07. 01
15. 07. 01
08. 07. 01
01. 07. 01

24. 06. 01
17. 06. 01
10. 06. 01
03. 06. 01

27. 05. 01
20. 05. 01
13. 05. 01
06. 05. 01

29. 04. 01
22. 04. 01
15. 04. 01
08. 04. 01
01. 04. 01

25. 03. 01
18. 03. 01
11. 03. 01
04. 03. 01

25. 02. 01
18. 02. 01
11. 02. 01
04. 02. 01

28. 01. 01
21. 01. 01
14. 01. 01
07. 01. 01

2000

24. 12. 00 14.30 Uhr
17. 12. 00
10. 12. 00
03. 12. 00


26. 11. 00
19. 11. 00
12. 11. 00
05. 11. 00


29. 10. 00
22. 10. 00
15. 10. 00
08. 10. 00
01. 10. 00


24. 09. 00
17. 09. 00
10. 09. 00
03. 09. 00


27. 08. 00
20. 08. 00
13. 08. 00
06. 08. 00


30. 07. 00
23. 07. 00
16. 07. 00
09. 07. 00
02. 07. 00


25. 06. 00
18. 06. 00
11. 06. 00
04. 06. 00


28. 05. 00

21. 05. 00

14. 05. 00

07. 05. 00


30. 04. 00
23. 04. 00
16. 04. 00
09. 04. 00
02. 04. 00

26. 03. 00
19. 03. 00
12. 03. 00
05. 03. 00


27. 02. 00
20. 02. 00
13. 02. 00
06. 02. 00


30. 01. 00
23. 01. 00
16. 01. 00
09. 01. 00
02. 01. 00


 

1999
28. 11. 99
21. 11. 99
14. 11. 99
07. 11. 99


31. 10. 99
24. 10. 99
17. 10. 99
10. 10. 99
03. 10. 99

26. 09. 99
05. 09. 99
12. 09. 99
19. 09. 99

26. 12. 99
19. 12. 99
12. 12. 99
05. 12. 99

 

 

1998

04. Jänner
"Lebensfuge" – Das lange, reiche Leben des Komponisten Roman Vlad
Gest: Mirjam Jessa

Mit Paul Celan ist er Schlittschuh gelaufen, mit Strawinsky hat er Schach gespielt. Sein Taufschein ist noch ein Formular der bereits untergegangenen Donaumonarchie. Geboren ist er im politischen Niemandsland. In seinem Stammbaum finden sich beinahe alle Nationen Österreich-Ungarns. Er spricht zehn Sprachen und lebt seit 60 Jahren in Italien. 1919 in Czernowitz geboren, geht Roman Vlad nach seinem Abschluß an der Musikakademie in Rumänien 1938 nach Rom und arbeitet fortan als Komponist, Pianist und Musikschriftsteller. Darüber hinaus leitete er u.v.a. als künstlerischer Direktor den "Maggio Musicale" in Florenz, die Mailänder Scala und die römische Oper. Noch heute ist sein Terminkalender voll wie der eines 30jährigen. Die Kraft dazu schöpft er - wie er sagt - aus der Musik.

 

11. Jänner
Die gleitenden Plätze" – Der Schriftsteller Paul Nizon
Gest.: Heinz Janisch

"Städte sind für mich das größte Wunder der Menschheit". In Rom schrieb er seinen fulminanten Roman "Canto", ein atemloses Buch über eine pulsierende Weltstadt. Seit vielen Jahren lebt er in Paris. Hier hat er sich eine eigene "Schreibklause" gemietet, in die er sich täglich zum Arbeiten zurückzieht. Bücher wie "Das Jahr der Liebe" oder "Im Bauch des Wales" sind in seinem Pariser Schreibzimmer entstanden. Paul Nizon, 1929 in Bern geboren, mit zahlreichen internationalen Literaturpreisen für seine Bücher ausgezeichnet, sieht sich selbst als "Flaneur", als "Autobiographie-Erfinder", der mit allen Büchern den Roman des Lebens, seines Lebens schrieb. Er übe sich im "Buchstabieren der Wirklichkeit", ein "aussichtsloses Unterfangen", das er täglich aufs Neue beginne. "Protokoll einer Reise" heißt eines seiner Bücher im Untertitel, tatsächlich sind es fast ausschließlich Reisende, von denen in den Büchern von Paul Nizon erzählt wird. Oft sind sie Reisende in der eigenen Stadt, die wieder und wieder aufs Neue durchquert wird. "Ich leide an Urbomanie" sagt Nizon. "Ich bin süchtig nach Städten." "Die gleitenden Plätze" hieß sein erstes Buch. Ein Besuch bei Paul Nizon in Paris.

 

18. Jänner:
"Erinnerungen an Kreisau" - Freya von Moltke
Gest.: Heinz Janisch

Kreisau ist ein Ort deutscher Geschichte. Auf dem Gut des Grafen Helmuth James von Moltke trafen sich ab 1940 die Frauen und Männer des deutschen Widerstandes. Nach dem 20. Juli 1944 wurden die meisten führenden Mitglieder dieser Widerstandsgruppe - genannt der "Kreisauer Kreis" - der Verschwörung angeklagt und verurteilt. Freya von Moltke, 1911 in Köln geboren, heiratete Helmuth James Moltke im Jahr 1931. In ihrem Buch "Erinnerungen an Kreisau 1930-1945" berichtet sie von den Treffen und Gesprächen der Widerstandskämpfer, sie erzählt vom Leben auf dem Gut, von der Hinrichtung ihres Mannes am 23. Jänner 1945. Seit 1960 lebt Freya von Moltke in Vermont, in den USA. Bei einem kurzen Besuch in ihrer alten Heimat kam es zu einem Gespräch für die "Menschenbilder".

 

25. Jänner:
"Der Fisch aus der Tiefe" – Der Schriftsteller und Theologe Adolf Holl
Gest.: Hubert Gaisbauer

"Der schönste Beweis Gottes sind die Ketzer" - dieser Satz eines jüdischen Rabbiners könnte auch von Adolf Holl stammen. Originell als Theologe, geistreich als Soziologe und unbequem als kirchlicher Amtsträger, das sind seine charakteristischen Wesenszüge. Als Theologe bekam er 1973 Lehrverbot an der Universität, drei Jahre später wurden ihm auch seine piesterlichen Funktionen entzogen. Heute ist Holl ein erfolgreicher Autor von rund 20 allgemein verständlichen Werken, sein populärstes war "Jesus in schlechter Gesellschaft".

 

01. Februar:
"Anderer Leute Häuser" – Lore Segal
Gest.: Elisabeth Ohnemus

Im Wiener Literaturhaus ist noch bis zum 13.Februar die Ausstellung "Kleine Verbündete. Vertriebene österreichische Kinder- und Jugendliteratur" zu sehen, eine Ausstellung der Österreichischen Exilbibliothek. Bei der Eröffnung erzählte Lore Segal, stellvertretend für viele andere, aus ihrem Leben. "Other people's houses" - "Anderer Leute Häuser" - hat sie ihre Autobiographie genannt, in der sie den Weg eines jüdischen Flüchtlingkindes aus Wien durch die vielen "Häuser der anderen" beschreibt. Lore Segal, 1928 als Lore Groszmann in Wien geboren, kam 1938 mit einem Kindertransport nach Großbritannien und lebte bei verschiedenen Pflegeeltern. Nach dem Zwischenaufenthalt in der Dominikanischen Republik erreichte sie 1951 ihre neue Heimat: Amerika. Lore Segal heiratete den Verleger David Segal, wurde Mutter zweier Kinder. 1964 erschien ihr erster Roman, zahlreiche Kinder- und Jugendbücher folgten. Lore Segal wurde nicht zuletzt auch durch ihre Übersetzungen von Grimm-Märchen in den USA bekannt. Die vielen "Häuser der anderen" in ihrem Leben, das waren das Haus der Großeltern in Fischamend, das Haus einer Industriellen in Liverpool, das Haus eines Heizers in Mellbridge, das Haus zweier alter Damen in Gilford. Ein Flüchtlingskind auf der Suche nach einem Zuhause. Heute lebt Lore Segal in New York.

 

08. Februar:
"Ein freier Baumeister" - Oswald Stimm
Gest.: Heinz Janisch

"Er ist ein freier Baumeister, der der Sorge und Last enthoben ist, Nutzgebilde für eine konsumierende Gesellschaft zu erzeugen", schrieb Otto Mauer zu den Skulpturen von Oswald Stimm. Stimm, 1923 in Wien geboren, hat sich in seiner künstlerischen Arbeit stets für "neues altes Material" interessiert: Aus Stangen und Röhren, aus gebrauchten Obstkisten, aus "Brettdörfliches und Lattenzauniges" zeige Stimm in seinen Ausstellungen, notierte ein Kritiker. Bereits 1952 arbeitet Oswald Stimm mit Künstlern in Buenos Aires zusammen, an die fünfzehn Jahre lebt er in Argentinien. 1965 kehrt er nach Wien zurück, Plastiken in Gips entstehen, Stimm entdeckt für sich den Umgang mit Fundstücken aller Art. Unter dem Titel "Kisten und Röhren" werden seine Arbeiten 1971 erstmals in der Wiener Secession gezeigt. Stimm unterrichtet mehrere Jahre an einer Kunst-Akademie in Kinshasa, er ist viel auf Reisen, schafft Skulpturen aus Wegwerfmaterial mit Titeln wie "Kugelmühle", "Bergwerk", "Feuerknecht". Derzeit sind einige seiner Arbeiten, noch bis 14.Februar, in der Galerie "Art ed Arte" in Wien zu sehen. Ein gelernter Bildhauer und sein Weg vom Marmor zum Kistenbett. Ein Besuch im Atelier des Künstlers in Wien.

 

15. Februar:
"Wagnis und Leidenschaft" – Das Therapeutenpaar Richard und Christl Picker
Gest.: Johannes Kaup

Richard Picker zählt zu den bekanntesten Psychotherapeuten in Österreich. Sein Werdegang ist alles andere als herkömmlich. Zwanzig Jahre lang stand er als Priester im Dienst der katholischen Kirche und lebte im Zölibat. 1970 heiratete er seine Frau Christl und wurde vom Vatikan laisiert. Eine schwere Zeit für die beiden mußte unter großen existentiellen Schwierigkeiten bewältigt werden. Zwei Töchter wurden geboren. Richard Picker mußte beruflich komplett umsatteln. Im zweiten Berufsweg ließ er sich zum Psychotherapeuten ausbilden (Psychoanalyse, Dynamische Gruppentherapie und Gestalttherapie). Auch seine Frau Christl ließ sich therapeutisch ausbilden. Trotz vieler persönlicher Enttäuschungen in und mit der Kirche, engagieren sich beide intensiv für die Velebendigung des Glaubens. Ihr gemeinsames Leben ist geprägt von Wagnis und Leidenschaft, füreinander und für Menschen die seelisch leiden.

 

22. Februar:
"Geschichten aus Amerika" – Der Jugendbuchautor Werner J. Egli
Gest.: Heinz Janisch

Ob mexikanisches Grenzgebiet, der Großstadtdschungel von New York, ein Indianerreservat in Arizona, einsame Bergtäler in den Rocky Mountains oder der eisige Norden Kanadas - Werner J. Egli kennt die Schauplätze seiner Bücher. Seit dreißig Jahren lebt der gebürtige Schweizer in Amerika. Er hat mit Indianern gelebt, bewirtschaftet selbst eine Ranch in Tucson, Arizona. Der Abenteurer Werner J. Egli schreibt Jugendromane, in denen das Abenteuer nicht zu kurz kommt. Über zwei Millionen Bücher hat er bislang verkauft, in zwölf Sprachen sind seine Bücher übersetzt. Egli, 1943 in Luzern in der Schweiz geboren, bekam mit Vierzehn eine Schreibmaschine geschenkt - damals entstand der erste Roman. Als Verfasser von "Heftliromanen" für den Kiosk - Egli schrieb über hundert Krimi- und Westerngeschichten - hielt er sich finanziell über Wasser. Viele Jahre war er in Amerika unterwegs, die Schreibmaschine war stets dabei. Als - inzwischen renommierter - Jugendbuchautor interessiert sich Egli für "heikle" Themen: Rassismus, Ku-Klux-Klan, das Leben der Indianer in den Reservaten ... Derzeit ist Egli dabei seine Ranch zu einem Alterssitz für alte mittellose Cowboys umzufunktionieren. Ganz so nebenbei trainiert er auch noch eine Fußball-Frauenmannschaft. Ein "Schweizer Cowboy" erzählt aus seinem Leben.

 

01. März:
"Der Ghetto-Swinger" - Coco Schumann
Gest.: Stefan Wagner

Coco Schumann, 1924 in Berlin geboren, entdeckt mit dreizehn Jahren Swing und Jazz als seine "Sprache", er spielt schon früh in Jazzkellern und wird als erster deutscher Gitarrist mit elektrisch verstärkter Gitarre zum gefeierten "Jazzer". Mit dem "Helmut Zacharias Quartett", bei Popaufnahmen im Rundfunk, bei Tourneen, die ihn bis nach Australien führen ist Coco Schumann der umjubelte Star. Bis er 1943 als "Halbjude" verhaftet wird. - Eine Reise durch die Lager beginnt. In Theresienstadt wird er Mitglied einer der hochkarätigsten Jazz-Combos des Dritten Reiches, den "Ghetto-Swingers". In Auschwitz spielt er, zur Unterhaltung der Lagerältersten und der SS, um sein Leben. In Dachau erlebt er den Niedergang des Nazi-Regimes. Heute lebt Coco Schumann wieder in Berlin und spielt "seine" Musik. Eine Jazzlegende erzählt aus seinem Leben. Vom Krieg hat Coco Schumann genug gesehen: "Wer den Swing in sich hat, kann nicht mehr im Gleichschritt marschieren."

 

08. März:
"Wir sehen nicht weit genug" - Dolores Vieser-Aichbichler
Gest.: Heinz Janisch

"Man muß das Irdische nehmen, um das Himmlische zu offenbaren" ist in ihrem Roman "Nachtquartier" zu lesen. Ein Credo, dem die Kärntner Schriftstellerin Dolores Vieser-Aichbichler in allen ihren Werken treu geblieben ist. Berühmt wurde sie mit dem Roman "Das Singerlein", der bereits 1928 erschien, ihr Buch über "Hemma von Gurk" wird immer wieder neu aufgelegt. Dolores Vieser-Aichbichler wird in diesem Jahr 94 Jahre alt. "Ich habe mich selbst überlebt", sagt sie, die sich stets als "Einzelgängerin" fühlte. Vielleicht liegt es daran, daß ihr Werk zuletzt beinahe in Vergessenheit geriet. Zwölf Bücher hat sie geschrieben, Romane, Erzählungen, fast ein Duzend Dissertationen sind über ihr literarisches Werk verfaßt worden. Was heute fehlt ist eine Gesamtausgabe ihrer Bücher, eine große österreichische Schriftstellerin wäre wiederzuentdecken. Als ihr "Lebenselexier" hat Dolores Vieser-Aichbichler stets das Schreiben und die Musik empfunden. Ihre Kindheit war von Not und Armut geprägt, ihren Vater verlor sie im Alter von neun Jahren, ihre Mutter starb, als die Tochter gerade 16 war."Es gibt eine Art schwebende Seelenlage, die einen über alles hinweghilft", sagt Dolores Vieser-Aichbichler, die für ihr Werk unter anderem mit dem Albert-Stifer-Preis ausgezeichnet wurde. Im Gespräch für die "Menschenbilder" blickt Dolores Vieser-Aichbichler noch einmal zurück auf ihr Leben in diesem Jahrhundert. "Wir sehen nicht weit genug", notierte sie einmal. "Nicht alles kann der Schreibende schreiben, der Malende malen, der Singende singen. Der große Rest bleibt immer Geheimnis".

 

15. März:
"Ich will Schönberg nach Wien zurückbringen" - Nuria Schoenberg Nono
Gest.: Barbara Descher

Sie hat wesentliche Entwicklungen der Musik des 20. Jahrhunderts hautnah miterlebt: Nuria Schoenberg Nono, die 1932 geborene Tochter Arnold Schönbergs und spätere Ehefrau des italienischen Komponisten Luigi Nono. In Venedig, ihrem Hauptwohnsitz, leitet sie das Nono-Archiv, das die künstlerische Arbeit des 1991 verstorbenen Mitbegründers der seriellen Musik dokumentiert. Zur Zeit aber beschäftigt Nuria Schoenberg vor allem der umfangreiche Nachlaß ihres Vaters. In jahrelanger Arbeit hat sie die vielen Erinnerungsstücke, Briefe, Dokumente, Fotos, Bücher und Kompositionsentwürfe in Los Angeles aufgearbeitet.Mit der Einrichtung des Schönbergs-Centers in Wien soll das Werk des Komponisten, der 1933 mit seiner Familie in die USA emigrierten mußte, nun wieder in seine Heimat zurückkehren.

 

22. März:
"Jede Epoche ist eine entsetzliche" – Der Schauspieler Wolfgang Gasser
Gest.: Heinz Janisch

"Jede Epoche ist eine entsetzliche" heißt es in Thomas Bernhards "Heldenplatz". Wolfgang Gasser, der als grantiger Professor Schuster mit diesem Stück seinen größten Theatererfolg feierte verweist auf diesen Satz, wenn es um seine eigene Biographie geht. 1927 in Wolfsberg in Kärnten geboren, konnte er das Gymnasium nicht abschließen. Im Alter von siebzehn Jahren wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Er geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft kehrte erst nach Kriegsende nach Österreich zurück. 1945 war er als Dolmetscher in einem britischen Militärspital tätig. Sein Debüt als Schauspieler feierte Gasser im Alter von 28 Jahren in Baden bei Wien, er spielte vor allem in Operetten. Ab 1959 gehörte er zum Ensemble des Wiener Burgtheaters. 1997 ging Wolfgang Gasser zwar als Burgschauspieler in Pension, in Gastauftritten ist er freilich immer wieder an der "Burg" zu sehen, zuletzt in Handkes "Zurüstungen für die Unsterblichkeit". Die Stücke des von ihm verehrten Thomas Bernhard sieht Gasser als "Botschaften eines verzweifelten Schelms". Eine Einschätzung, die auch auf seine Person zutreffend scheint.

 

29. März:
"Freundschaft mit Pippi" - Heidi Oetinger
Gest.: Heinz Janisch

Ihre beste Freundin, Astrid Lindgren, wurde im Vorjahr neunzig Jahre alt, sie selbst feiert in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag. Heidi Oetinger, 1908 als Tochter eines Österreichers und einer Deutschen geboren, wuchs in Hamburg auf. In Hamburg ist auch der renommierte Oetinger-Verlag beheimatet, den Heidi Oetinger leitete. Heute führt ihre Tochter die Verlagsgeschäfte. Heidi Oetinger ist freilich immer noch für den Verlag tätig, ihr Wohnhaus befindet sich unmittelbar neben den Verlagsräumen. 1945 hatte eine schwedische Hausfrau namens Astrid Lindgren einen Erzählwettbewerb mit der Geschichte "Pippi Langstrumpf" gewonnen. Friedrich Oetinger besuchte die unbekannte Autorin in Stockholm. Da er, wie Astrid Lindgren später erzählte, Franz Schubert ähnlich sah bekam er die Rechte für alle deutschsprachigen Bücher der Autorin. Mit "Pippi Langstrumpf", "Kalle Blomquist", "Michel aus Löhneberga" und vielen anderen Lindgren-Büchern wurde Oetinger bald zu einem der erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchverlage. James Krüss, Christine Nöstlinger, Paul Maar und viele andere prominente Autorinnen und Autoren fanden hier ihre literarische Heimat. Mit Astrid Lindgren telefoniert Heidi Oetinger fast täglich. Heidi Oetinger: "Wir singen uns oft gegenseitig Volkslieder vor." Ein Besuch bei Heidi Oetinger in Hamburg.

 

05. April:
"Die Wiener Moderne im American Way of Design" - Henry Glass
Gest.: Elisabeth Ohnemus

Ob Klappsessel, Seifenschale oder Campinghaus, Generationen von amerikanischen Konsumenten kennen die Entwürfe von Henry Glass, der in den 50-er Jahren zu den einflußreichsten Designern des "industrial design" in Amerika wurde. 1911 in Wien geboren, verließ Henry Glass 1939 Österreich, gemeinsam mit seiner Freundin Eleonore Knopp, der damals jüngsten Schneidermeisterin von Wien. Als derjunge Architekt in Chigaco ankommt bringt er die Schule der "Wiener Moderne" mit, die Ideen eines Adolf Loos, eines Josef Frank, die Lehrtradition der renommierten Technischen Hochschule Wien. Henry Glass prägt damit den "American Way" of Design. Er entwirft einen Sessel aus Sperrholzstücken, präsentiert einen Kinderwagen zum Selbstbauen, er kreiert Möbel aller Art, baut fahrbare Häuser aus Fertigelementen. In Österreich wurde Glass vor einigen Jahren mit einer Ausstellung an de Wiener Hochschule für Angewandte Kunst geehrt, für 1999 ist eine große Glass-Werkschau im "Art Institute of Chigaco" geplant. In seinem Atelier türmen sich längst neue Entwürfe für "zeitgemäße Ideen".

 

12. April:
"Der ganze Weltenklang" - René Cemencic
Gest.: Heinz Janisch

Er ist Dirigent, Flötenvirtuose, Komponist, Musikwissenschaftler, Philosoph, Sammler. Mit seinem von ihm gegründeten Clemencic Consort widmet er sicht seit fast vierzig Jahren der Pflege alter Musik. Über 50 Schallplatten hat der virtuose Flötensolist Clemencic aufgenommen, als Komponist schrieb er, unter anderem, die Musik zum Film "Moliere" von Ariane Mnouchkine und zu Blazacs "Tolldreisten Geschichten" im Wiener Serapionstheater. Die alte Musik und die Musik der Avantgarde faszinieren den 1928 in Wien geborene Musiker, der Philosphie und Musikwissenschaft an der Pariser Sorbonne am College de France sowie an der Universität Wien studiert hat. Bei aller Begeisterung für alte Musik zeigt Clemencic immer wieder viel Lust auf Experimente, auf neue Hör- und Klangerfahrungen.

 

19. April:Jörg Zink (Wh.v. 7.4.96)

 

26. April:Lizette Eicher (Wh.v. 9.1.94)

 

03. Mai:
"Ich möchte, daß meine Studenten sehen lernen" – Der Philosoph und Kunstwissenschafter Günter Rombold
Gest.: Gabriele Eder-Cakl

Sein Vater war Bauleiter einer Nilbrücke in Ägypten, er selbst interessierte sich mehr für den Kirchenbau und für die vielen Spielarten der Kunst. Günter Rombold lehrte lange Jahre Philosophische Antropologie und Kunstwissenschaft an der Katholisch-Theologischen Hochschule in Linz. Seit einigen Jahren genießt er den Status des "Emeritus", des Professors im Ruhestand. Die Kunst des 20.Jahrhunderts, besonders die Verbindung der Kunst mit dem Christentum und der Kirche, faszinierte den Kunstexperten, der einen Tag in der Kathedrale von Chartres als ein prägendes Erlebnis für seinen weiteren Weg erlebte. Rombold hat sich als Buchautor, aber auch als Ausstellungsgestalter international einen Namen gemacht. Ein Leben ganz im Zeichen der modernen Kunst.

 

10. Mai:Verena Kast (Wh.v. 29.5.94)

 

17. Mai:
"Ich bin ein skeptischer Optimist" – Der polnische Schriftsteller Andrzej Szcypiorski Gest.:
Georg Motylewicz

Andrzej Szczypiorski wurde 1924 in Warschau geboren. 1944 beteiligte er sich am Warschauer Aufstand und wurde in KZ Sachsenhausen interniert. Nach Kriegsende arbeitete er als Rundfunkjournalist. Bis 1984 war Generalsekretär des Polnischen Autorenverbandes. 1977 wählte ihn die UNICEF zum Botschafter des guten Willens. Sein literarischer Durchbruch gelang ihm mit dem Roman "Die schöne Frau Seidenmann". Das Buch ist im Zürcher Diogenes Verlag erschienen und wurde bisher in weit über Tausend Exemplaren verkauft.Für dieses Buch hat er in Wien den österreichischen Staatspreis für Literatur erhalten. Diesem Buch folgte ein weiterer Bestseller mit dem Titel "Eine Messe für die Stadt Arras".

 

24. Mai:
"Traumgrenze" – Die Schauspielerin Barbara Frischmuth
Gest.: Heinz Janisch

Sie zählt ohne Zweifel zu den bekanntesten österreichischen Schriftstellerinnen der Gegenwart. 1962 war sie als einzige Frau an der Gründung des Grazer "Forum Stadtpark" beteiligt, ihr Debütband "Die Klosterschule", erschienen 1968, wurde von Kritikern und Lesern gleichermaßen begeistert aufgenommen. Barbara Frischmuth wurde 1941 in Altaussee in der Steiermark geboren, der Vater fiel während des zweiten Weltkrieges, die Mutter führte das familieneigenen "Park-Hotel" bis Mitte der 50er Jahre allein weiter. Vom 10. bis 14. Lebensjahr lebte die Tochter im Internat der Klosterschule Gmunden. Barbara Frischmuth studierte Türkisch und Ungarisch, sie ist akademisch geprüfte Dolmetscherin für beide Sprachen, sowohl in der Türkei als auch in Ungarn hat sie einige Zeit gelebt. Als Erzählerin hat Barbara Frischmuth in den letzten 25 Jahren zahlreiche Bände veröffentlicht: "Die Mystifikationen der Sophie Silber", "Traumgrenze", "Über die Verhältnisse", "Einander Kind", zuletzt erschienen ist der Band: "Die Schrift des Freundes". Nach langen Jahren in Wien lebt Barbara Frischmuth nun wieder in ihrem Heimatort.

 

31. Mai:
"Wenn ich spüre, ein Mensch will das nicht, dann verzichte ich auf das Bild" – Die Fotografin Christine de Grancy
Gest.: Stella Damm

Sie ist international eine der bekanntesten Vertreterinnen österreichischer Fotokunst, ihre Fotos hängen in Museen und scheinen auf unter dem Besten aus 40 Jahren Leica. Wenn es um die Ergebinsse ihrer ausgedehnten Reisen mit der Kamera geht, spricht sie am liebsten vom "Reportieren": ein Zurückbringen, Nachhausetragen all der Geschichten, Menschen, Gesichter und Gesten, die sie unterwegs gefunden hat: Christine de Grancy ist in diesem Sinn Reporterin - mit einem tiefen Respekt vor den Menschen, über deren Leben sie in ihren Fotos erzählt. Ihre Aufmerksamkeit gilt den den kleinen Gesten, dem Alltäglichen und dem Besonderem, ihr Augenmerk liegt auf dem Bemühen, Femdheit zugleich zuzulassen und zu überwinden. Christine de Grancy wurde 1942 in Brno/cssR geboren und studierte in Graz Keramik und Gebrauchsgrafik. 1963 kam sie nach Wien, wo sie nach einigen Jahren als Grafikerin und Art Direktor in verschiedenen Werbeagenturen schließlich zu Fotografie fand - und mit dem Fotografieren zu einem Lebensrhythmus, den sie seit bals 20 Jahren einhält: einige Monate reisen und fotografieren, einige Monate in Wien in der Dunkelkammer, Präsentation der ausgewählten Arbeiten als Ausstellung oder Buch, Pläne schmieden für die nächste Reise. Derzeit entsteht in Zusammenarbeit mit der Slawistin und Autorin Ulrike Zemme ein Band mit Fotografien aus Rußland (1995-1997).

 

07. Juni:
"Michelangelo durch seine Augen" – Der Fotograf Robert Hupka
Gest.: Brigitte Krautgartner

Es waren zwei Motive, die das Leben des Fotografen Robert Hupka geprägt haben: der Dirigent Arturo Toscanini und Michelangelos Pietà. "Niemand hat mich je eingeladen, sie zu fotografieren, in beiden Fällen müßte man eher so sagen: man konnte mich einfach nicht davon abhalten." Robert Hupka wurde 1919 in Wien geboren, seine Eltern waren vom Judentum zum Christentum konvertiert - aus gesellschaftspolitischen Gründen, wie Robert Hupka erklärt. Sein Großvater, Ignaz Brühl, ist ein enger Freund von Brahms, sein Vater Jurist und bedeutender Kunsthistoriker, die Mutter begeisterte Fotografin. 1938 geht Robert Hupka ins Exil, zunächst nach England, dann in die USA, die Liebe zur Musik, zur Fotografie und zum Christentum prägen sein Leben. Derzeit sind Hupkas Pietà-Fotos in Wien ausgestellt, im Kellergewölbe des Schottenstiftes - für Robert Hupka ein Höhepunkt in seinem Leben. Denn: "Ich bin hier ins Schottengymnasium gegangen, und ich war immer der schlechteste Schüler. Aber auf diese Weise kann ich zeigen, daß auch aus mir etwas geworden ist."

 

14. Juni:
"Kleine Menschenkunde" - Alois Brandstetter
Gest.: Heinz Janisch

"Von den Halbschuhen der Flachländer und der Mäjestät der Alpen" heißt eines seiner Bücher. "Kleine Menschenkunde" nannte er eine Essay-Sammlung. Alois Brandstetter - er wird in diesem Jahr sechzig - zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten österreichischen Schriftstellern der Gegenwart. Als wortgewaltigen Satiriker feiern ihn Leser und Kritiker, in zahlreichen Bänden hat Brandstetter das Österreich der Nachkriegszeit ironisch-kritisch thematisiert. Der gebürtige Oberösterreicher mit Jahrgang '38 unterrichtet seit 1974 als Professor für Deutsche Philologie an der Universität Klagenfurt, daneben hat er fast jährlich ein Buch publiziert: "Überwindung der Blitzangst", "Zu Lasten der Briefträger", "Die Abtei", "Über den grünen Klee der Kindheit", "Almträume" ... Die Liste der Veröffentlichungen und Auszeichnungen ist lang. Viele seiner Bücher - wie etwa der Prosa-Band "Vom Schnee der vergangenen Jahre" - sieht Brandstetter als "Fährtensuche" nach seiner eigenen Familien- und Lebensgeschichte.

 

21. Juni
"Die Kraft des Guten" - Maria Loley
Gest.: Martin Gross

"Ich verzeihe dem Täter und bete für ihn." schrieb Maria Loley einen Tag nach dem auf sie verübten Briefbombenattentat. Und: "Die Kraft des guten ist einfach stärker als jeder Haß und jede Verneinung." Sätze, die pathetisch klingen, es aber nicht sind, wenn sie Maria Loley spricht, - denn dann steht ein Leben voll mit Engagement für Obdachlose und Flüchtlinge dahinter und eine tiefe Frömmigkeit. Als Flüchtlingshelferin ist die 73-jährige unermüdlich im Einsatz zwanzig Stunden am Tag.Sie hat den UNHCR-Preis verliehen bekommen und wurde mit dem Kreisky-Preis ausgezeichnet. Geld, das zur Gänze in ihre Projekte "Flüchtlingshilfe Poysdorf" und "Bewegung Mitmensch" geflossen ist. Die Zukunft sieht sie mit großer Gelassenheit entgegen: "Selbst wenn man stirbt, ist man nicht besiegt. Das Eigentliche ist von Tod nicht angreifbar."

 

28. Juni:
"Es genügt nicht, den Kasperl zu spielen" - Otto Tausig
Gest.: Peter Lachnit

Jeden Schilling, den der 75-jährige Otto Tausig heute zu seiner Burgtheaterpension dazuverdient, überweist er an Entwicklungsprojekte für Kinder in Indien. Rund 150 Kinder in Indien kann er so ein, wie er sagt, "menschenwürdiges Leben" ermöglichen. "Unser Wohlstand, kostbare Teppiche in die Wohnungen zu legen, basiert auf Kinderarbeit" sagt Otto Tausig, der immer schon als leidenschaftlich engagierter und politischer Schauspieler galt. Aus seiner Sympathie für den Kommunismus hat er nie ein Hehl gemacht. Tausig, 1922 in Wien geboren kam als Kind auf der Flucht vor den Nazis mit einem Kindertransport nach England, wo er unter ärmlichsten Verhältnissen aufwuchs. In den 50er Jahren war er einer der Protagonisten am Neuen Theater in der Scala in Wien. Nach dessen Schließung spielte er an mehreren Theatern im Osten und Westen Deutschlands, bis er nach Wien zurückgekehrt, als Komödiant und Volksschauspieler Erfolge feierte, im Burgtheater und in Gemeindebau-Höfen.

 

05. Juli:Christine Nöstlinger (Wh.v. 13.10.96)

 

12. Juli:Günter Kunert (Wh.v. 21.12.97)

 

19. Juli:Dolores Vieser-Aichbichler (Wh.v. 8.3.98)

 

26. Juli:Elisabeth Borchers (Wh.v. 12.10.97)

 

02. August:Elisabeth Sefcik-Arnreiter (Wh.v. 6.4.97)

 

09. August:Dora Czell (Wh.v. 23.11.97)

 

16. August:Reinhold Zwerger (Wh.v. 10.9.95)

 

23. August:Angela Rosengart (Wh.v. 15.6.97)

 

30. August:Willy Puchner (Wh.v. 16.11.97)

 

06. September:
"Das Traumcafé einer Pragerin" - Lenka Reinerová
Gest.: Barbara Denscher

Im Jüdischen Museum der Stadt Wien erinnert -noch bis zum 27.September- eine Ausstellung an den Autor und Journalisten Egon Erwin Kisch. Die 1916 in Prag geborene Schriftstellerin Lenka Reinerova war jahrelang mit Kisch befreundet, war ihm eine wichtige Weggefährtin. Lenka Reinerova ist die letzte Repräsentantin der deutsch-jüdischen Literaturtradition ihrer Heimatstadt. In ihren Büchern beschreibt sie die faszinierende Stimmung im Prag der Zwischenkriegszeit, und sie erzählt ihre eigene dramatische Lebensgeschichte: von der Flucht vor den Nazis, dem Exil in Mexiko und der Verfolgung durch tschechische Stalinisten in den 50er Jahren bis zu späten Rehabilitierung. Seit der Öffnung der Ostgrenzen ist Lenka Reinerova als Vermittlerin zwischen Kulturen unermüdlich im Einsatz.

 

13. September:
"Geliebte Dunkelheit" - Heinz Mittlböck
Gest.: Heinz Janisch

"Du zwingst mich in dein Joch. Und erweist mir die Gnade der Allmählichkeit." Heinz Mittlböck, geb. 1926 in Wien, Mitbegründer des Akademischen Fachverbandes österreichischer Pharmazeuten leidet seit 1977 an der Parkinsonschen Krankheit. 1989 gründete er die Parkinson-Selbsthilfegruppe Wien. In seinem Gedichtband "Geliebte Dunkelheit" refelktiert Heinz Mittlböck seine Erfahrungen mit der Erkrankung. Das rechte Bein gehorcht nicht mehr, die Schrift wird kleiner und zittriger, immer wieder überkommt den -früher so sportlichen Apotheker -ein unbezwingbares Schlafbedürfnis. "Gestern hatte ein Meter hundert Zentimeter, heute hat ein Meter hundert Unerreichbarkeiten" sagt Heinz Mittlböck. "Jeder Schmerz hat seine eigene Sprache" notiert er -und nennt seine Krankheit "Partner". Denn: "Eine chronische Krankheit dauert oft länger als eine Ehe. Daher ist es wichtig, diesen Partner kennenzulernen."

 

20. September:
"Eine Krone aus Papier" – Die Schriftstellerin Renate Welsh
Gest.: Heinz Janisch

Sie gehört neben Christine Nöstlinger, Mira Lobe, Käthe Recheis zu den großen Namen der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur. In ihrem umfassenden vielfachpreisgekrönten Werk nimmt sie sich vor allem den Problemen Jugendlicher an und sucht nach möglicher Konfliktbewältigung. Renate Welsh, geboren 1937, scheut vor Themen wei Fremdenfeindlichkeit, Arbeitslosigkeit, Adoption nicht zurück, erzählt davon in -bei allem Realismus-humorvollen und poetischen Büchern. Die Liste ihrer Veröffentlichungen ist lang: "Johanna", "Disteltage", "Drachenflügel", "Eine Krone aus Papier". ImRoman "Das Lufthaus" geht Renate Welsh ihrer eigenen Familiengeschichte nach, eine biographische Spurensuche an der die Autorin jahrelang intensiv gearbeitet hat. Ein Besuch bei Renate Welsh in ihrer Wohnung in Wien.

 

27. September:
"Das verlorene Paradies" – Der Komponist Krzystof Penderecki
Gest.: Georg Motylewicz

Er ist einer der führenden zeitgenössischen europäischen Komponisten. Als bedeutendster Repräsentant polnischer Musik im In- und Ausland zählte er in den 50er und 60er jahren zur Avantgarde der "Neuen Musik". In Paris ließ sich Pierre Boulez 1959 Pendereckis Komposition "Strophen" aufführen, 1960 komponierte Penderecki seine berühmt gewordene Trauermusik für die Opfer von Hiroshima -"Threnos"- Krzystof Penderecki wurde 1933 in Debica bei Krakau geboren, er lebt heute mit seiner zweiten Frau Elzbieta, einer Schauspielerin in Krakau. Seine Opern "Der Teufel von Loudun", "Paradise Lost - Verlorenes Paradies" und "Die schwarze Maske" sorgten für internationales Aufsehen, längst ist Krzystof Penderecki auch als Dirigent anerkannt. An die kühne Musiksprache der früheren Jahre konnte er mit seinen letzten Kompositionen nicht mehr anschließen. In diesem "Menschenbild" reflektiert der polnische Komponist seinen eigenwilligen musikalischen Weg. Zuletzt dirigierte Penderecki in München die Uraufführung seiner "3.Symphonie".

 

04. Oktober:
"Ein Fest der Erinnerungen" - Charlotte Peter
Gest.: Heinz Janisch

Sie war 50mal in China, legte Millionen von Kilometern im Jeep, der Eisenbahn, auf Schiffen, im Flugzeug zurück. Sie bereiste Tibet, Afrika, Alaska, fuhr auf dem Amazonas, dem Yangtse Kiang, der Wolga. "Reisen ist immer schön" lautet das Credo der 1924 in Zürich geborenen Reisejournalistin Charlotte Peter, so nannte sie auch ihr Erinnerungsbuch, in dem sie von weiten Reisen, von Begegnungen mit Albert Schweitzer, Mutter Teresa und vielen anderen faszinierenden Persönlichkeiten erzählt. Charlotte Peter lehrte Geschichte und Kunstgeschichte an der Kansas University, kehrte dann über Indien und Japan in die Schweiz zurück, wo sie als Ghostwriterin und Journalistin arbeitete, lange Jahre war sie Chefredakteurin der Zeitschrift "Elle". Charlotte Peter schrieb zahlreiche Reisebücher, sie stellt heute anspruchsvolle Touren durch China, Thailand, Indonesien zusammen, ist immer noch -fast ständig- auf Reisen. "Ich reise leicht wie ein Vogel", sagt Charlotte Peter. "Ich reise nicht um Abenteuer zu bestehen. Ich reise, weil ich die Welt liebe und mich -immer noch- pudel wohl fühle auf diesem Erdball."

 

11. Oktober:
"Bilder von der Staatsgründung" - Jakob Kösten
Gest.: Doris Appel

Als Jugendlicher wurde er in Berlin bei der deutschen Vertretung der "New York Times" zum Fotografen ausgebildet, eine Erfahrung, die ihm viele Jahre später nützen sollte: Als Pressefotograf im Palästina der 40-er Jahre wurde Jakob Kösten zum aktiven Zeugen und Dokumentaisten der Gründung des Staates Israel vor 50 Jahren. 1911 wurde Jakob Kösten als eines von sieben Geschwistern in Berlin geboren, bereits 1930 arbeitete der gerlernte Drogist als Pressefotograf. Anfang 1935 wurde der Sohn jüdischer Eltern verhaftet und in die SS-Kaserne "Columbia-Haus", die berüchtigte "Columbia-Diele" gebracht. Nach qualvollen Monaten der Einzelhaft wurde Jakob Kösten entlassen - mit der Auflage, Deutschland binnen 24 Stunden zu verlassen. Er emigrierte nach Palästina, wurde dort bald zu einem gefragten Fotografen, der für internationale Zeitschriften arbeitete.

 

18. Oktober:
Der Geruch des Theaters" - Emmy Werner
Gest.: Heinz Janisch

Ihr Vater, Hans Werner, war Schriftsteller und schrieb die Texte für viele berühmte Wienerlieder wie "Es steht ein alter Nußbaum draußen in Heiligenstadt". Ihre Mutter war Tänzerin an der Wiener Volksoper, der Großvater war Theater-Architekt, die Großmutter Artistin. Emmy Werner, 1938 in Wien geboren, ist im Theater aufgewachsen, durfte schon als kleines Mädchen ihren älteren Bruder, einen Schauspieler, hinter die Bühne begleiten. Die "Theaterluft", den Geruch des Theaters nennt Emmy Werber daher auch als prägendes Kindheitserlebnis. Sie selbst war als Schauspielerin an zahlreichen Bühnen engagiert, gründete 1979/80 das "Theater in der Drachengasse" in Wien bis sie im September 1988 die "Künstlerische Direktion" des Wiener Volkstheaters übernahm. Seit zehn Jahren leitet Emmy Werner die Geschicke des renommierten Hauses. Ein "Menschenbild" als Rückblick auf die eigene Biographie und auf die schwierige Liebe zum Theater.

 

25. Oktober:Franz Tumler (Wh.v. 9.6.85)

 

01. November:
"Abschied von morgen" - Sigmund Kripp
Gest.: Peter Lachnit

Der "Fall Kripp" sorgte im Winter 1973 für Aufregung. Der Jesuit Sigmund Kripp hatte 1964 in Innsbruck das Jugendzentrum "Kennedy-Haus" gegründet, das damals größte Jugendzentrum Europas. Seine Erfahrungen mit dem Kennedy-Haus und "seinen" Jugendlichen beschrieb Kripp im Buch "Abschied von morgen", das mit einem - kritischen - Nachwort von Karl Rahner erschien. Der damalige Innsbrucker Bischof Paulus Rusch warf Kripp daraufhin "Verführung zum Unglauben" vor, Kripp betreibe in seinem Buch und in seiner Arbeit "moralische Substanzaufweichung". Kripp wurde abgesetzt. Er ging nach Deutschland, wo er in der Nähe von Stuttgart ein neues Jugendzentrum aufbauen konnte. Heute leitet Sigmund Kripp Entwicklungsprojekte in Nicaragua. 1928 in Tirol geboren, hatte sich Kripp - nach seinem Studium der Philosophie und Theologie in Innsbruck und Boston, ganz der Jugendarbeit verschrieben. Konflikte mit der Amtskirche hat der streitbare Jesuit dabei nie gescheut.

 

08. November:
"Leid zu mindern ist ein Antrieb" - Hilma Michalek
Gest.: Maria Harmer

Spontane Entscheidungen bestimmten und bestimmen ihr Leben. So kam sie durch Zufall schon als Schülerin zum Theater. Ebenso spontan verließ sie nach einigen großen Erfolgen die Bretter, die die Welt bedeuteten, als sie nach langen Vorbereitungen doch nicht die Sappho spielen durfte. Die Enttäuschung war so groß, daß sie damals auch Österreich verließ, und sich auf dem Globus das am weitesten entfernte Land aussuchte: Kanada. Dort begann sie, in einem Krebsinstitut zu arbeiten - und war so fasziniert, daß sie in Wien innerhalb kürzester Zeit ein Medizinstudium beendete. Seither ist Hilma Michalek unermüdlich weltweit als anerkannte Pathologin und Krebsforscherin im Einsatz. Zuerst wieder in Kanada, dann - durch einen Anschlag am schwarzen Brett - in Afrika. Von dort aus bewarb sie sich um einen Posten in Japan. Das Geheimnis zellularer Strukturen und der Zusammenhang zwischen geographischen Bedingungen und des Auftretens verschiedener Krebsarten haben sie mittlerweile mehrmals um den Globus gejagt. "Der Tod schreckt mich nicht. Der eigentliche Schrecken ist für mich das Leid. Und dieses Leid zu mindern ist mein Antrieb." Heuer wurde Hilma Michalek als Vertreterin Österreichs für den UNESCO-Preis nominiert.

 

15. November:
"Leben mit dem Ende" – Der Sterbebegleiter Heinrich Pera
Gest.: Johannes Kaup

"Wer vor einem Sterbenden übers Sterben redet, darf das nur tun, wenn er zuvor über sein eigenes Sterben nachgedacht hat", sagt der 1938 in kleinen Arbeitsverhältnissen in Ostdeutschland geborene Heinrich Pera. Er gilt in Deutschland als erste Adresse beim Thema Sterbebegleitung und Hospizbewegung, die sterbende Menschen an ihrem Lebensende menschenwürdig bis zuletzt begleitet. Noch zu DDR-Zeiten hat Heinrich Peraunter großen Schwierigkeiten die erste Hospizbewegung in Deutschland an der Universitätsklinik in Halle/Saale aufgebaut. Damals arbeitete er offiziell als "Krankenpfleger" um keinen Anstoß zu erregen. Nach der Wende gründete er zusammen mit Freunden 1993 das erste Tageshospiz in Deutschland.

 

22. November:Hildegund Heinl (Wh.v. 11.5.97)

 

29. November:
"Mit geschlossenen Augen die Welt betrachten" – Der Filmemacher Fredi M. Muhrer
Gest.: Heinz Janisch

Mit seinem Film "Höhenfeuer" wurde er international bekannt, für seinen Film "Vollmond" erhielt er den "Grand Prix des Ameriques" beim Internationalen "Festival des Films du Monde" in Montreal. In "Höhenfeuer" erzählt der 59jährige Schweizer Regisseur die Geschichte eines taubstummen Jungen. In "Vollmond" müssen sich Eltern auf die Suche nach ihren Kindern machen, die bei Vollmond verschwunden sind. Am besten sehen die Erwachsenen dabei mit geschlossenen Augen ... "Mir geht es um das verschollene Kind im Erwachsenen" sagt Murer zu seinen Arbeiten. "Kinder stellen noch die großen Fragen: Warum gibt es Wolken? Wo hört die Welt auf?" Murer selbst hat intensive Erinnerungen an seine Kindheit. 1940 wurde er als letztes von sechs Kindern geboren, als man ihn mit sechzehn in eine Schneiderlehre schicken wollte, verließ er fluchtartig das Elternhaus ... Über das Zeichnen und Photographieren kam er schließlich zum Film. Ein Besuch bei Fredi M. Murer in Zürich.

 

06. Dezember:
"13 dag Leberkäs" – Eine Kindheit in Österreich - Helga Duffek
Gest.: Brigitte Krautgartner

Am 21.2.1935 in Graz geboren hat die heute in Kärnten lebende Helga Duffek den Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach sehr bewußt miterlebt. Noch heute weiß sie genau, wie sich damals die Landkarte immerzu verändert hat, wie sie als Schulkind die Linien des Frontverlaufs immer neu abstecken mußte. In einer für Jugendliche geschriebene Trilogie beschreibt Helga Duffek ihre Erinnerungen an die Jahre der Kindheit. Eines dieser Bücherträgt den Titel "13 dag Leberkäs", vom Hunger und vom Wiederaufbau in den Jahren nach 45 ist hier viel zu erfahren. Bis zu ihrer Pensionierung war Helga Duffek als Berufsschullehrerin und später als Bezirksschulsinspektorin tätig, daneben war sie vielfältig engagiert; als Gemeinderätin in ihrem Heimatort, aber auch innerhalb der Evangelischen Kirche. Obwohl sie ihre Ehe mit einem Opernsänger selbst als "kurz und unglücklich" bezeichnet und auch sonst nicht im er alles ganz nach Wunsch lief, strahlt Helga Duffek eine ungebrochene Lebensfreude aus. Der Humor kommt bei ihr jedenfalls nicht zu kurz.

 

13. Dezember:
"Es kommt auf den Mut an" - Miriam Goldberg
Gest.: Elke Platzer

Miriam Goldberg zählt zu den Pionierinnen der Körpertherapie. Anfang der 50-er Jahre wurde ihre Arbeit von der Feldenkrais-Methode beeinflußt, heute fließen auch andere psychotherpeutische Ansätze und Erfahrungen mit dem Zen-Buddhismus mit hinein in ihren sehr meditativen Umgang mit Körper und Bewegung. In vielen Kursen und Seminaren gibt Miriam Goldberg Einblick in die von ihr entwickelte "Konzentrative Bewegungstherapie". Miriam Goldberg wurde 1926 in Bratislava geboren, als Zehnjährige wanderte sie mit ihren Eltern nach Palästina aus. Heute lebt sie in Tel Aviv. Bereits1945 lernte sie in einem Kibbuz die "orthopädische Gynmatik" kennen, weitere Ausbildungen folgten. Lange Jahre leitete Miriam Goldberg Kurse bei den "Lindauer Psychotherapiewochen". Ihr Motto: "Es kommt auf den Mut an, sich damit zu befassen was ist - und danach zu sehen, was nötig ist."

 

20. Dezember:
"Wie spielt man ein Geheimnis?" - Gert Voss
Gest.: Heinz Janisch

Er wurde viermal zum "Schauspieler des Jahres" gewählt, erhielt zahlreiche Preise, wird von Kollegen und Kritikern als "Jahrhundert-Schauspieler" bezeichnet. Gert Voss, 1941 in Shangai geboren, feierte erste Erfolge auf Bühnen in Konstanz, Braunschweig, München, Stuttgart. 1979 wechselte er mit Claus Peymann nach Bochum, 1986 folgte er ihm ans Wiener Burgtheater. Thomas Bernhard schrieb für Ilse Ritter, Kirsten Dene und Gert Voss sein Stück "Ritter Dene Voss". Voss war ein umjubelter "Richard III" er spielte "Macbeth", "Ivanov", war Shylock im "Kaufmann von Venedig", stand bei zahlreichen Inszenierungen von George Tabori auf der Bühne. Gert Voss über seinen Beruf: "Schauspielerei ist eine wahnsinnige Mischung aus Genie und Lächerlichkeit, Eitelkeit und Geist, Anmaßung und Ängstlichkeit, Weltbürgerlichkeit und tiefster Provinz". Und: "Ich würd'gern wissen, wie man ein Geheimnis spielt"...

 

27. Dezember:
"Ich erfahre jetzt eine große Freiheit" – Der Theologe Leonardo Boff
Gest.: Wolfgang Schweiger

Der brasilianische Theologe Leonardo Boff gehört zu den bekanntesten Vertretern der sogenannten "Theologie der Befreiung". Diese theologische Richtung wurzelt in den Basisgemeinden, die sich seit Beginn der 60er Jahre bildeten, nachdem deutlich geworden war, daß die traditionelle Kirchenhierarchie ihre seelsorgerische Aufgaben vor allem in den armen Bevölkerungsschichten nur ungenügend nachkam. Laien spielen in den Basisgemeinden eine wichtige Rolle, allein in Brasilien gibt es an die 200.000 kirchliche Basisgemeinden. Leonardo Boff, 1938 in Concordia in Süd-Brasilien geboren, hat deutsch-italienische Vorfahren. 1958 trat er in den Franziskaner-Orden ein. Sein Theologie-Studium führte ihn nach Deutschland, Frankreich und England. Von 1965 -1970 war er Schüler von Karl Rahner an der Universität München. Boff geriet wegen seine Engagements für die "Theologie und Befreiung" wiederholt in Konflikt mit Rom. Ihm wurde ein "Bußschweigen" auferlegt, er wurde regelmäßig vom Vatikan scharf kritisiert, Disziplinarstrafen wurden gegen ihn verhängt. 1995 kam es zum offiziellen Bruch mit der Amtskirche. Boff arbeitet seither weiter in den Basisgemeinden, hält Vorträge, publiziert Bücher und fühlt sich nach eigener Aussage - "freier denn je ...."

 

Pfeil zum Seitenanfang

Letztes Update dieser Seite am  09.12.2002 um 14:43